vonChristian Ihle 14.05.2013

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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„Als Speerspitze des politischen Widerstands und Beispiel für eine alternative Nutzung des Ufers geriert sich dabei ausgerechnet des Großprojekt „Holzmarkt eG“. Auf 18.000 Quadratmetern wollen die ehemaligen Betreiber der Bar 25 – so viel Kapitalismuskritik muss sein – ein Restaurant, ein Hotel, ein Technologiezentrum für Start-ups und, als besondere Attraktion, ein Hüttendorf mit Bäcker, Bioladen und Sushi-Bistro eröffnen. Eine Art Einkaufspassage für Hippies und Hipster also, oder, wie es der Journalist Thomas Blum formuliert: „Berlin goes Arschlochhausen!“

Damit das Ganze schön nachhaltig, nachbarschaftlich und naturnah daherkommt, gibt es außerdem einen 24-Stunden-Kindergarten, in dem die Kleinsten versorgt sind, während sich die Eltern das Hirn wegkoksen, und den sogenannten Möhrchenpark, in dem die Druffies ihrer Gartenzwergsehnsucht frönen können.

(…)

Wie frei der Zugang zu diesem kleingeistigen Größenwahn tatsächlich ist, wird sich allerdings zeigen müssen. Schließlich wurde auch schon bei der Bar 25 dafür Sorge getragen, dass nur die Verstrahltesten und Verpeiltesten unter den Gästen Einlass fanden. Ein „Spreeufer für alle“ also, die cool genug sind, um in den Club zu kommen; reich genug, um sich das Restaurant zu leisten, und bescheuert genug, das alles subversiv zu finden.

(…)

Mit anderen Worten: Der Holzmarkt ist das kreative Feigenblatt für die kapitalistische Verwertung des Stadtufers, die schrullige Nachbarschaft für betuchte Loftbewohner, die selber so reich und unsexy sind, dass sie sich an der Hauptstadt Berlin aufgeilen müssen.“


(Philip Meinhold in der TAZ)



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