1. Der Film in einem Satz:
„Lost Highway“ stellt der Rabenmutter aus „Wild At Heart“ Gaspar Noés Film „Enter The Void“ vor.
2. Darum geht‘s:
Julien ist Drogendealer in Thailand, sein älterer Bruder Billy der Mörder und Vergewaltiger einer jungen Prostituierten. Nachdem Billy aus Vergeltung umgebracht wurde, besteht die eigens aus Amerika eingeflogene Mutter darauf, dass Julien seinen Bruder rächt, koste es was es wolle.
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Mehr Plot hat „Only God Forgives“ dann tatsächlich auch nicht zu bieten und dennoch war die Wiederaufnahme der Zusammenarbeit von Regisseur Refn mit Hauptdarsteller Ryan Gosling dank ihres phänomenalen letzten Films „Drive“ eine der großen Filmhoffnungen des Jahres. Daran konnte auch die sehr kritische Aufnahme beim Filmfestival von Cannes nichts ändern, ist die dortige Journalisten-Schar doch bekannt dafür, generell bei zu viel Blut die Rote Karte zu ziehen.
Die Härte, die abgetrennten Gliedmaßen, die aufgeschnittenen Körper und die zerschundenen Prostituierten sind aber nicht das Problem von „Only God Forgives“, sondern dieses beinah starrköpfige Verharren auf der Oberfläche. Dass Refn einer der großen Stilisten des Kinos ist, ist nicht erst seit „Drive“ bekannt (siehe „Bronson“ oder „Valhalla Rising“). Aber wo er in „Drive“ eben einen Noir-Krimi von James Sallis und in „Bronson“ die echte, verrückte Lebensgeschichte der Hauptperson selbst als Grundlage hatte, verliert er sich in seinen eigenen Drehbüchern schnell im reinen Bilderfeuerwerk.
Anders gesagt: „Only God Forgives“ hat kaum Story und erzählt die auch noch wirr, zersplittert, elliptisch. Das hat durchaus Momente von beeindruckender Wucht und das Vermögen, den Zuschauer in diese Bilder hineinzusaugen, ist aber in seinem heiligen Ernst, seinem prätentiösen, manchmal am Rand der Selbstparodie entlangschrammenden Overacting nicht selten unfreiwillig komisch.
Zu Gute halten muss man Refn allerdings, dass er die Figur von Ryan Gosling, die durchaus in seiner Wortkargheit und Introvertiertheit – bei gleichzeitig ständiger Gefahr einer Gewalteruption – dem „Driver“ ähnelt, von innen nach außen kehrt und geschickt mit dem Stereotyp des einsamen Rächers spielt. Helden existieren in „Only God Fogives“ nicht, im Grunde gibt es nicht mal aufrechte Verlierer. Wie Refn hier den Posterboy Gosling zu einem impotenten Muttersöhnchen verkommen lässt, ist für sich genommen dann schon wieder ein interessantes und manche sicher verstörendes Statement gegen das Testosteron-Kino.
3. Der beste Moment:
Generell die Neon-Albtraum-Phantasien, die an Gaspar Noés brillanten Bildersturm „Enter The Void“ erinnern.
4. Diese Menschen mögen diesen Film:
Wer mit wenig Plot und wenig Worten zufrieden ist, aber Blut, Gewalt und Neonlicht schätzt.
* Regie: Nicolas Winding Refn
* imdb
Am anfang bekommt der bruder des protagonisten etwas zugesteckt. Drogen? Welche? Von mai, der freundin spielenden thailänderin. Es schließt sich ein gewisser kreis, wenn man das miteinbezieht.