vonChristian Ihle 17.02.2014

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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1. Der Film in einem Satz:


Der vielleicht erste Östern der Welt: ein klassischer Western im österreichischen Alpengebiet.


2. Darum geht‘s:


Ein mysteriöser junger Mann reitet in ein von der Außenwelt abgeschnittenes Tal in den Alpen ein. Missträuisch wird der Deutsch sprechende Amerikaner von den Eingeborenen beäugt, das erste Mal gibt’s auf die Fresse als der angebotene Schnaps vom Fremden ausgeschlagen wird, wenig später fallen die ersten tot um.
Nach und nach zeigt sich: der Fremde ist nicht aus Zufall in das finstere Tal geritten…


[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=wZqYbJM3JJc[/youtube]


Es gibt im deutschsprachigen Kinoraum zu wenig Genrefilme, das ist kein Geheimnis. Das deutsche Kino kreist um sich selbst, produziert Kinderfilme, die Schweiger/Schweighöfer-Millionenseller für die Dummen und die kühlen Dramen für die Intelligentsia. Aber Blut, Horror, Action, Krach? Fehlanzeige!

Allein deshalb muss man Andreas Prochaska hoch anrechnen, dass er sich immer wieder in die Genrenischen begibt. Mit dem Teenie-Slasher „In 3 Tagen bist du tot“ hat er beinah unerhört Amerikanisches fürs heimische Kino gedreht und mit „Das finstere Tal“ zaubert er einen dermaßen klassischen Spät-Western auf die Leinwand, dass sich Sam Peckinpah vor Begeisterung in Zeitlupe ganz langsam umdrehen würde, während Blutfontänen jubilierend spritzen.

Ganz geglückt ist „Im finsteren Tal“ dann aber leider doch nicht, was an seinem Hauptdarsteller liegt. Der eigentlich hochgeschätzte Sam Riley („Control“) ist kein Charles Bronson und so spielt das finstere Tal kein Lied vom Tod. Der mit seinem Hut wie ein Doppelgänger von Pete Doherty aussehende Sam Riley wirkt weder maliziös noch rätselhaft genug und die Kombination aus dem argen österreichischen Akzent der Dorfbewohner mit dem radebrechenden Deutsch von Riley hat manchmal etwas unfreiwillig komisches.





Nichtsdestotrotz: ein größtenteils gelungener Spätwestern mit wunderbaren Bildern und einer Kamera, die die, nun ja, breite Enge eines schneebedeckten Alpentals zu nutzen weiß und diese ganz eigene Beengtheit in der Weite, die die besten Spätwestern auszeichnet, ohne Verluste in die hiesigen Breiten importiert.



3. Der beste Moment:


Schön ist der Shoot-Out gegen Ende, an dessen Zeitlupenkopfschüssen der gute alte Peckinpah seine Freude gehabt hätte!


4. Diese Menschen mögen diesen Film:


Eben schon, wer „The Wild Bunch“ oder Eastwoods „Erbarmungslos“ schätzt!


* Regie: Andreas Prochaska
* imdb

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kommentare

  • Hauptdrehort war das Schnalstal, ein Seitental des Vinschgau in Südtirol, also dem italienischen Alpengebiet.

  • Das ist mir schon klar, ich wollte nur im Text nicht die Lösung des Films vorwegnehmen.

    Trotzdem wurde halt des Häufigeren im Kino bei den Dialogen zwischen Riley und den Eingeborenen gelacht. Was ja weniger an der Geschichte, sondern vielleicht mehr an Riley liegt.

  • Na, hama wieder geschlafen im Kino? Sam Riley spielt den in Amerika aufgewachsenen Sohn einer aus dem Tal geflohenen Frau, deswegen suchte der Regisseur einen englischen Muttersprachler mit Akzent und auch deshalb passt Sam Riley hervorragend.

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