Bitchfight im deutschen Kommentatorenviertel:
Vor einigen Wochen hat Maxim Biller in der ZEIT den traurigen Zustand der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur beklagt und konstatiert: „Warum ist die deutsche Gegenwartsliteratur so unglaublich langweilig? Weil die Enkel der Nazi-Generation noch immer bestimmen, was gelesen wird. Was hier fehlt, sind lebendige literarische Stimmen von Migranten. Die aber passen sich an und kassieren Wohlfühlpreise.“
Nun kommentiert wiederum Harald Martenstein im gleichen Medium den Kommentar von Maxim Biller und hält sich selbst, nun ja, nicht gerade zurück mit seinen Wertungen über den Kollegen:
„Ich habe zuerst gedacht, der Text von Biller sei ein Beitrag zum Karneval. Was ist der Mann noch mal gleich von Beruf? Schriftsteller? Wer hindert ihn eigentlich daran, der deutschsprachigen Literatur zu dem von ihm vermissten Weltrang zu verhelfen? Wenn ein Tischlermeister sagt, in unserem Land gibt es keine guten Tische mehr, die Beine sind immer schief, würde ich ihn auch dazu ermuntern, einen guten Tisch zu bauen und auf diese Weise den anderen zu zeigen, wie man es macht.
Wo ist denn eigentlich, hätte Marcel Reich-Ranicki vermutlich gefragt, der große Roman von Maxim Biller, das Werk, von dem man sagen könnte, es wird ihn überleben? Irgendwas, das man mit den Büchern von Wolfgang Herrndorf, Daniel Kehlmann, Christian Kracht oder Uwe Tellkamp vergleichen könnte? Da ist nichts. Und dabei geht er schon auf die sechzig zu und schreibt seit Jahrzehnten. Das Werk von Maxim Biller besteht hauptsächlich aus hübschem Kleinkram, der von dem, was er die „Rezensions-Nomenklatura“ nennt, meistens extrem freundlich aufgenommen wird. Es ist ja auch hübsch. Ein bisschen kraftlos vielleicht, aber hübsch. Vor etwa 15 Jahren hat Maxim Biller schon mal fast das Gleiche über die deutsche Literatur geschrieben, da nannte er das, was in Deutschland geschrieben wird, „Schlappschwanz-Literatur“. Seitdem wartet die Welt vergeblich auf seine Erektion.
Sein größter literarischer Erfolg war, dass der New Yorker mal zwei Kurzgeschichten von ihm gedruckt hat, aber das ist auch schon Jahre her. Schon klar, nicht jeder Fußballer kann ein Maradona sein. Aber wenn der Ersatzstürmer des FC Augsburg aufsteht und Mesut Özil vorwirft, er spiele Onkel-Tom-Fußball, macht der arme Kerl sich lächerlich. (…)
In 15 Jahren, wenn Maxim Biller seinen Text zum dritten Mal veröffentlicht, wird er es allerdings an den Schaltstellen des Literaturbetriebs schon mit den „Urenkeln der Nazisoldaten“ zu tun haben. In spätestens 40 Jahren haben dann die „Ururenkel der Nazisoldaten“ ihre Knobelbecher angezogen und lektorieren jedes gute Buch kurz und klein, vor allem die Kinderbücher, mit deren Hilfe die Horrorgeneration der Nazi-Urururenkel großgezogen wird.“
(Harald Martenstein im ZEIT Magazin über Maxim Biller)
Weiterlesen:
Eine Schmähkritik über Harald Martensteins eigens Buch „Gefühlte Nähe“
Schmähkritik-Archiv:
* 500 Folgen Schmähkritik – Das Archiv (1): Musiker, Bands und Literaten
* 500 Folgen Schmähkritik – Das Archiv (2): Sport, Kunst, Film und Fernsehen
Ich verstehe dieKritik von Biller total am deutschsprachigen Stil. Es geht nicht nur im Literatur, es geht um Kultur. Und genau diese ist aufgruund von vielen Einflüssen in meinen Augen eine Schande. Es geht hiernicht nur um migraztion sindern viel mehr um das triviale in der heutigen Sprache. Den Vorwurf im Artikel verstehe ich jedoch nicht. Ich bin mir sicher, dass Biller sein bestes tut um entsprechend die Sprache bestens zu vertrten und sich anspruchsvoll ausdrückt.