„„Stumpfsinn hat so viele Namen“, sang die deutsche Punkrockpopband Jupiter Jones 2003 auf ihrer ersten EP „Auf das Leben“ im Song „Endorphinbatterie“, und „Böhse Onkelz“ ist einer dieser Namen.
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Nachts um 2. Das Freibier neigt sich dem Ende, die Fässer sind bald leer. Die Köpfe sind es längst, ihre Träger dafür umso voller. (…) Zu besoffen zum knutschen oder sprechen, zu nüchtern um nach Hause zu stolpern? Egal! Sich grölend in den Armen liegen – bei den Onkelz kann jeder mitmachen, auch mit Kotze auf dem Hemd und Pipi in der Hose.
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Die Böhsen Onkelz trafen die Dorfjugenden dieses Landes zu einer Zeit, da sie, wie jede Generation in ihrer Pubertät, besonders anfällig für andere Musik waren. (…) Die Toten Hosen und Die Ärzte begeisterten dich als 13-16-Jähriger. Es musste Härteres her, und die Böhsen Onkelz kamen da mit ihrem damaligen Major-Debüt HIER SIND DIE ONKELZ 1995 wie gerufen. Von Pädophilen-Schunklern wie „Viel zu jung“ („Du wirst gefickt von deinem Vater, deinem eigenen Fleisch und Blut“) und Kämpfer-Plattitüden wie „Wer nichts wagt, kann nichts verlieren“ ging der Reiz des Verbotenen aus, die scheinbare Überschreitung moralischer Konventionen. Mindestens aber ein diffuses Gefühl des Kampfes mit sich selbst und eine Mittelfinger-Haltung gegen jegliche sozialen Erwartungshaltungen. Sie schufen scheinbar ein gemeinsames Etwas. Dass das damals schon Kalkül gewesen sein mag, merkte die Zielgruppe nicht, im Gegenteil, „wie echt und authentisch die Onkelz doch sind!“ Rammstein waren das nicht, die waren zwar hart und pervers und obendrein neu, aber gleichzeitig schon damals ein offenkundigeres Kunstprodukt. Die Böhsen Onkelz aber, ja, das war die Musik des kleinen Mannes. Der damaligen „Man wird das doch wohl noch sagen dürfen“-Fraktion. Und der heutigen wieder.
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Wenn sich immer noch wer fragt, warum die Böhsen Onkelz scheiße sind, möge er oder sie gerne in einen der besagten Songs reinhören: eine Handvoll Akkorde, hier ein Solo, da ein Riff, billige Hymnenhascherei durch mehrstimmig geröhrte Refrains – all das ist nicht mehr als ein Leichenfleddern in der Klamottenkiste des Rock, Hardrock, Metal und Blues. Dass sich immerhin die zuvor miese Aufnahmequalität nach dem Majorwechsel verbessert hat und das gleichzeitig keine Ausverkaufs-Nachrufe nach sich zog, spricht irgendwie ja doch schon dafür, dass die Onkelz nie wirklich Teil einer sich als Punk verstandenen Szene waren. Nein, sie wollten – Achtung, Unterstellung – einfach nur stumpfe Musik für die Massen. Im Zusammenhang mit den Allgemeinplatz-Texten (Größenwahn, Kampfgeist, Wir gegen die anderen, saufen, you name it) spricht das zuerst den unmündigen Menschen an und behauptet dabei das Gegenteil. Manche sprechen deshalb irrenderweise noch immer von Provokation und Tabubruch, was perfiderweise wiederum zu Reflexen wie den bereits geschilderten führt. In Wahrheit ist diese Masche aber einfach nur platt.“
(Fabian Soethof im Musikexpress)
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Was hier im Onkelz-Heimatland (Die Dörfer im Umland von Ffm) schon jeder weiss, hat sich sonst noch nicht rumgesprochen: Die Jungs scheissen nicht nur auf das Establishmennt jeder Art sondern auch auf ihre (meisst leicht verblödeten) Fans. Um Geld für Autos, Drogen, Huren und Alk zu machen hätten sie auch Volksmusik oder sonstwas gespielt.