„Der Journalist Dietmar Dath hat sicher viele Gaben. Mit seiner Schwäche für Pop, Physik und Science Fiction ist er im Feuilleton ein origineller Außenseiter und beweist zudem, dass man auch als Marxist bei der FAZ arbeiten kann – wo das theoretisierend-verwurstelte, hypotaktisch-hyperaktive Schreiben noch immer gern gesehen ist. Von Theater allerdings versteht Dath offenkundig überhaupt gar nichts; Dramaturgie, Personen, Geschichten sind ihm Jacke wie Hose. Macht aber nix: In der Postmoderne kippen wir ja aufs Papier, was uns durchs akademisch vorgebildete Hirn rauscht, verteilen das auf vier Figuren, und fertig ist ein Theaterstück. (…)
Die Wirkung dieses redundanten Szene-Geschwafels ist derart sedierend, dass man gelegentlich wohlig wegdämmert, bald aber durch das Geschrei auf der Bühne wieder in die trübe Gegenwart geholt wird. (…)
Je belangloser der Text, desto artifizieller die Spielweise. Beständiges Over-Acting (…). Die vier bedauernswerten Darsteller Isabelle Barth, Dascha Trautwein, Sascha Tuxhorn und Matthias Thömmes agieren irgendwo zwischen Groteske und Kindertheater, es ist ein Graus.“
(Christian Gampert im Deutschlandfunk)
Mit Dank an Björn!
Schmähkritik-Archiv:
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Im FAZ-Feuilleton schätze ich Dath schon. Ein angenehmer Kontrapunkt und manchmal herrlich irr.
Es sind nicht viele bessere Filmkritiken in deutschen Zeitungen in den letzten Jahren veröffentlicht worden als Dietmar Daths Rezension zu „Spring Breakers“:
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kino/im-kino-spring-breakers-pippi-langstrumpf-auf-crack-12122074.html
„Verpeilte sitzen daher jetzt im Kinodunkel und denken, dieser Film feiere die suizidale Unzurechnungsfähigkeit junger Übergeschnappter als solche. Noch Verpeiltere wollen in derlei filmischer Simulation von Exzessen eine besonders subtile Kapitalismuskritik erkennen. Die Allerverpeiltesten schließlich unterstellen dem Regisseur, er sei in Wahrheit weder Rauschtrottel noch Bedenkenträger, sondern Zyniker und wolle mithin vor allem provozieren, da es für einen Künstler ja bekanntlich nichts Schöneres gibt, als wenn ihm ein rezensierendes Mauerblümchen beim Bistumsblatt von St. Pfäffle übelnimmt, dass er mit den rostigen Folterwerkzeugen seiner Kunst unermüdlich zählebige Moralvorstellungen, Sehgewohnheiten und Hirnrinden zerpflückt.“