vonChristian Ihle 15.09.2015

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

Mehr über diesen Blog

Das Reeperbahnfestival hebt sich ja aus mehrerlei Gründen von der restlichen deutschen Festivallandschaft ab. Das Nein zu einer großen Bühne und stattdessen die Verteilung der Künstler auf viele kleine oder mittelgroße, aber etablierte, gelebte Locations ist das Auffälligste. Doch auch im Booking ist das Reeperbahnfestival Jahr für Jahr interessant, versteht man sich doch eher als deutsche Variante des legendären South By Southwest – Festivals in Austin/Texas denn als Rock-im-Park-Konkurrent.
So sind es vor allem die kleinen, die neuen, die unentdeckten Bands statt der immergleichen großen Headliner, die das Reeperbahnfestival so interessant machen.

Neben den üblichen Verdächtigen, die wir schon reichlich im Popblog gefeatured haben (Trümmer, Wanda & Co.) hier unsere unsere Top 5 Bands, die man auschecken sollte:


1. Karies





Karies sind nicht nur die Nebenbeschäftigung des Nerven-Drummers Kevin Kuhn, sondern haben ihr Debütalbum auch vom Nerven-Gitarristen Max Rieger produzieren lassen. Und Karies muss sich tatsächlich nicht vor der Stuttgarter Hauptband verstecken: ihre hervorragende Debütplatte hat es im Vorjahr bereits in unsere Jahres-Top-20 geschafft. Karies sind teilweise straighter auf der Punkspur als die Nerven unterwegs, andererseits sind ihnen aber auch fast postrockistische Anwandlungen nicht gänzlich fern.
Einer der Höhepunkte des Debütalbums ist der Schluss-Song „Paradies“, der Marketingsprech in sarkastischen Nihilismus wandelt:

„Du hast die Wahl / du musst nur wollen /
Im Paradies gibt es alles in zehn Farben /
Im Paradies gibt es alles für Papier /
Das Salz der Erde gibt’s bei REWE für 19 cent /
Das Sale der Erde gibt’s bei REWE für 19 cent“

Das muss man sich einfach einmal live entgegenbrüllen lassen:


[youtube]https://www.youtube.com/watch?v=QOkXY5XBAxk[/youtube]


2. Isolation Berlin





Wir haben ja gerade erst von den fantastischen, noch unveröffentlichten Songs der besten neuen Hauptstadt-Band Isolation Berlin geschwärmt & schon erhören die Jungs unsere Bitten und veröffentlichen ihren Power-Pop-Knaller „Annabelle“ auf streng limitiertem Vinyl.
Als hätten die Surf-Garage-Kids von Chuckamuck auf einmal den jungen Rio Reiser als Frontmann verpflichtet:
„Oh Annabelle!“


[youtube]https://www.youtube.com/watch?v=Q1jxWIGwpuE[/youtube]


3. The Handsome Family





Seit mehr als zwei Jahrzehnten ist die Handsome Family nun schon auf den whiskeygetränkten Bühnen der Welt unterwegs, aber spätestens seit sie die Titelsequenz der besten Fernsehserienstaffel seit Twin Peaks untermalten (die Debütstaffel von True Detective, falls jemand fragt), ist das Interesse neu erwacht.


[youtube]https://www.youtube.com/watch?v=NGw7KtRxfgU[/youtube]


Der True Detective – Titelsong stammt vom 2003er Album „Singing Bones“, aber unser Geheimtipp ist die noch einmal drei Jahre ältere Platte „In The Air“, die perfekt ihre Mischung aus Country, Bluegrass, Townes Van Zandt und Rock Roots einfängt, wie beispielsweise in „When That Helicopter Comes“


[youtube]https://www.youtube.com/watch?v=VS34ylQIjj4[/youtube]



4. Abramowicz





Eine ganz frische Punkband aus Hamburg, die zu Jahresbeginn die bemerkenswerte Debüt-EP „Generation“ veröffentlichte. Abramowicz sind dabei dieser normalerweise sehr amerikanischen Punkspielart verbunden, die den Bruce-Springsteen-Sound, „last call“ – Bar-Songs und die trotzig in den Himmel gereckte Bierflasche verbinden – eine Mischung aus Gaslight Anthem zu ihrer guten Zeit und Bands wie The Hold Steady.
Blue Collar Rocknroll mit einem punk edge.


[youtube]https://www.youtube.com/watch?v=aH_BoburvQo[/youtube]


5. MC Bomber





„Den Deutschrap zu quälen bis die dumme Sau im Arsch ist“ nennt MC Bomber auf „Phase Eins“ als seinen Masterplan. Der selbsternannte PBerg Ayatollah ist dabei vom Wortwitz her etlichen seiner Kollegen gut überlegen und kennt seine Pappenheimer (und Nachbarn) nur zu gut. Schöner wurden Hipster selten gehated:

Du musst mich überhaupt nicht vollsülzen, du Opfer stehst
Weit unter mir, da du Wollmützen im Sommer trägst
Mach nicht auf Killer, wenn du sogar Angst vor Lego hast
Du Pimmel rennst nach der Fusion durch den Wald und denkst du bist Legolas



[youtube]https://www.youtube.com/watch?v=JQ7mDmcoYTQ[/youtube]


Das ist aber natürlich nur die Spize des Eisbergs, hier alle lohnenswerten Bands auf einen Blick:

Abramowicz
And The Golden Choir
Bleanavon
Coasts
Du Blonde
Family Of The Year
Fever The Ghost
Freiburg
Girlpool
Great Lake Swimmers
Happyness
Hooton Tennis Club
Human Abfall
Isolation Berlin
Kagoule
Karies
Kid Wave
Lady Lamb
Lonelady
Lucy Rose
Lapsley
Mac DeMarco
MC Bomber
Metz
Misses Next Match
Milliarden
No Joy
Oscar
Palma Violets
Pins
Puppy
Romano
Schrottgrenze
Sex Jams
Sizarr
The Handsome Family
Tom Liwa & The Flowerpornoes
Torres
Trümmer
Tüsn
U3000
Wanda
Warm Graves

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/popblog/2015/09/15/reeperbahnfestival-welche-5-bands-man-sehen-sollte/

aktuell auf taz.de

kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert