vonChristian Ihle 30.11.2015

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Dass die deutsche Regie-Ikone Werner Herzog Material für Bücher hergibt, sollte keinen verwundern. Als zentrale Schrift über Herzog darf „Herzog on Herzog“ gelten, ein Buch von Paul Cronin, das aus Gesprächen der Beiden zu jedem einzelnen Herzog-Film besteht. Letztes Jahr erschien eine Neuauflage, die auch Herzogs Filme der letzten 15 Jahre mit einschloss.

Auch die neue Textsammlung „An den Grenzen“ (herausgegeben von Kristina Jaspers und Rüdiger Zill) legt nun ihr Augenmerk auf den Herzog der jüngeren Vergangenheit, was eine richtige und wichtige Entscheidung ist. Denn auch wenn „Fitzcarraldo“ und die noch früheren 70er Jahre Werke wie „Aguirre“ und „Nosferatu“ ohne Zweifel seinen Ruhm begründeten, wäre es töricht, Herzog auf seine Kinski-Filme und seine Zeit im „Neuen Deutschen Film“ zu beschränken.

Im letzten Jahrzehnt ist Werner Herzog, der in den USA sowieso schon immer einen besseren Ruf als in Deutschland hatte, zu einer Legende des Weltkinos geworden. Weltstars von Christian Bale bis Nicole Kidman, James Franco oder Robert Pattison wollen mit dem seltsamen deutschen Onkel drehen und zwischen seinen paar Spielfilmen arbeitet Herzog heutzutage hauptsächlich im Dokumentarfilmgenre – wobei Herzog natürlich nie eine normale Naturdoku drehen würde, sondern immer auf der Suche nach seiner „ecstatic truth“ ist („is there such thing as insanity among penguins? I don’t think that a penguin thinks he or she might be Lenin or Napoleon Bonaparte but could they just go crazy because they’ve had enough of their colony?“).
Die Suche nach jener extatischen Wahrheit ist auch im Zentrum der Texte aus „An den Grenzen“ und beleuchtet beispielsweise den absurden Einsatz von Reptilien in seinem „Bad Lieutenant“-Film oder eben auch jene legendäre Pinguin-Szene aus „Encounters At The End Of The World“:


[youtube]https://www.youtube.com/watch?v=zWH_9VRWn8Y[/youtube]


So fällt der weise Satz „Das Auge, das überwältigt werden will, kann auch zwinkern“ über Herzogs Filme, der schön zusammenfasst, wie Herzog Pathos und Humor immer wieder erfolgreich mischt.


[youtube]https://www.youtube.com/watch?v=YXNfHb9b6Y0[/youtube]

Werner Herzog: An den Grenzen
von Kristina Jaspers (Herausgeber), Rüdiger Zill (Herausgeber)
Broschiert: 208 Seiten
Verlag: Bertz und Fischer (1. Oktober 2015)

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