„Früher dachte man immer, das Schöne am Journalismus sei, dass er aufwendig recherchierte Reportagen in die Welt schickt, die dann widerum von Leuten gelesen werden, die ein Interesse an der Wahrheit haben. Aber das ist natürlich kompletter Unfug. In Wirklichkeit ist das Schöne am Journalismus, dass er im Rahmen eines Change-Prozesses „minimal funktionsfähige Produkte“ entwickelt und zum guten Schluss, „monetarisierbare, inhaltlich getriebene Plattformen erstellt“. Der Journalist und Medienphilosoph Nikolaus von der Decken hat diese aufregende Umformatierung von Journalismus in Doofheit gerade in einem großen medienkritischen Essay betrieben (…)
Über Nikolaus von der Decken heißt es, er sei das „oberste Sprachrohr des Burda-Verlages“ – ein Ehrentitel, den von der Decken sehr zu recht trug, denn selten wird Sprache so hohl in die Welt abgeleitet wie von Nikolaus von der Decken, der seit gut vier Jahren die Burda-Hournalisten-Schule führt, in welcher junge Kollegen unter anderem darauf vorbereitet werden, die früheren Liebschaften prominenter Politiker aufzutreiben und zielgruppenorientiert in die Welt zu tröten.
Vielleicht ist es aber auch ganz schön, einen Lehrer wie Nikolaus von der Decken zu haben, weil der, das sagt er ganz ausdrücklich, viel Wert auf eine „präzise Schreibe“ legt und deshalb im Stand ist, den jungen Kollegen punktgenau zu erklären, was guter Journalismus heute sein muss, „nämlich technologiegestützt und consumer-data-driven“. Die niedlichen alten Feuerzangenbowle-Journalistenpauker haben ja noch ernsthaft geglaubt, man müsse den Berufsanfängern eine gute Ausbildung verschaffen. Das ist natürlich komplett wahnsinnsdriven. (…)
Ach ja, noch etwas: „Es klingt befremdlich. Aber in den meisten Journalistenschulen unterrichten zu viele Journalisten.“ Einzige Ausnahme: die Burda-Journalistenschule, da unterricht Nikolaus von der Decken.“
(aus dem Streiflicht der Süddeutschen Zeitung)
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