Weirdos (Regie: Bruce McDonald)
https://www.youtube.com/watch?v=_dFf45PHdqE
Zehn Jahre ist es her seit Bruce McDonald mit „The Tracey Fragments“ auf der Berlinale einen atemberaubenden Film mit einer jungen Hauptdarstellerin namens Ellen Page präsentierte. Auch in „Weirdos“ befasst sich McDonald wieder mit jenen, die anders sein wollen/müssen, die ausbrechen und erneut stellt er mit Julia Sarah Stone eine junge Schauspielerin vor, die den ganzen Film gewinnt.
Hier enden aber die Vergleiche, ist „Weirdos“ doch Meilen vom nervous breakdown der „Tracey Fragments“ entfernt und erzählt eine viel zärtlichere, liebevollere Geschichte über Aufwachsen und Ausbrechen in Kanada. Wunderbare Schwarz-Weiß-Bilder und ein toller Soundtrack sind neben der Besetzung die Trümpfe in McDonalds Road-Movie, das im Erzählerischen ein wenig zu sehr im Versöhnlichen verharrt. Dennoch empfehlenswert.
Die versunkene Stadt Z (Regie: James Gray) imdb
Bereits mit seinem bedrückenden und todtraurigen Debütfilm „Little Odessa“ von 1994 hat sich James Gray als ein Auteur des US-Kinos vorgestellt. Etwas überraschend ist nach vielen mehr oder weniger großen Kammerspielen nun die Zuwendung zu einem in Zeit und Fläche ausufernden Expeditionsfilm wie „Die versunkene Stadt Z“, der von der wahren Geschichte des Soldaten und Forschers Percival Fawcett erzählt. Die Besetzung ist prominent: Fawcett wird von Charlie Hunman, dem Jaxx aus „Sons Of Anarchy“ (der in diesem Leben kein großer Schauspieler mehr werden wird), gespielt und sein Kompagnon von „Twilight“-Teenie-Schwarm Robert Pattinson. Pattinson tritt mit absurdem Zauselbart und Wunde im Gesicht im offensichtlichen Wunsch auf, der Kitsch-Schublade zu entfliehen und nach seiner skurrilen Lawrence von Arabien – Darstellung in Werner Herzogs „Queen Of The Desert“ eine weitere erratische Rolle seiner Filmographie hinzuzufügen.
A propos Werner Herzog: ob gewollt oder nicht, wenn ein Expeditionsfilm in den südamerikanischen Dschungel führt, aus dem Nichts einer Opernaufführung begegnet, der Kautschuk-Plantagen-Besitzer in einen komplett weißen Anzug gekleidet ist und zuguterletzt auch noch das Soldaten-Floß dank Hunger und Hitze langsam dem Wahnsinn entgegen fließt – wie soll ma hier nicht an Werner Herzogs „Aguirre“ und Fitzcarraldo“ denken!
Das Problem dabei ist aber: der um sich greifende Wahnsinn, das Darüberhinaus, das Herzog in seinen beiden Südamerikafilmen so unvergleichlich auf die Leinwand brannte, fehlt Grays „versunkener Stadt“ völlig. Hier finden wir dagegen einen zwar handwerklich gut gemachten, aber betulichen und wenig subtilen Film vor, der wie ein Throwback zum großen Expeditionsfilm der 60er und 70er wirkt, im Geist also mehr an „The Man Who Would Be King“ als „Fitzcarraldo“ erinnert, dabei aber dennoch weder Sean Connery & Michael Caine in der Besetzung aufweisen kann noch den Witz von John Houstons Spätwerk besitzt. So bleib „Die versunkene Stadt Z“ ein ordentlicher Film, dem zur Größe einerseits Wahnsinn (Herzog), andererseits Witz (Houston) fehlt.