vonChristian Ihle 05.03.2017

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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„Train To Busan“ aus Südkorea erzählt die alte Weltuntergangsgeschichte, verlegt sie aber in eine klaustrophobische Grundsituation: während eine Gruppe Reisener einen Zug nach Busan besteigt, bricht eine nicht näher erklärte Epidemie aus und führt zu Ausschreitungen, die Toten stehen wieder auf und bekämpfen die Lebenden. Die Reisenden sehen sich damit konfrontiert, dass auch innerhalb des Zuges bereits die ersten Infektionen zu melden sind. In Südkorea war „Train To Busan“ ein Monstererfolg: 11,6 Millionen verkaufte Kinotickets sind für einen Horrorfilm verblüffend.

Es gibt wohl kaum ein Genre, das so auserzählt ist, wie der Zombiefilm. Man muss also dem südkoreanischen „Train To Busan“ schon mal zugute halten, dass er einigermaßen originell die ausgetretenen Zombie-Pfade entlangschlurft, indem er die Apokalypse eine Bahnfahrkarte ziehen lässt: denk an „Speed“, aber wenn es nicht Bombe ist, muss es der Zombie sein.

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Tricktechnisch sieht „Train To Busan“ zudem auch nicht so brutal nach CGI-Overkill aus wie man das derzeit leider aus dem US-Kino gewohnt ist, sondern halbwegs *real*. Ein Spritzerl Subtilität im „Us vs Them“ – Metathema hätte ich trotzdem ganz gut vertragen. Denn natürlich wird hier auch das alte „28 Days Later“ (oder für die Älteren unter uns: „Night Of The Living Dead“) – Topos des „homo homini lupus“ aufgefahren, und zwar in einer sehr explizit formulierten „die soziale Gemeinschaft“ vs. das „neoliberale“ Arschloch – Variante.

Im Vergleich zum thematisch-geographisch verwandten „Snowpiercer“ (irgendwas muss im südkoreanischen Öffentlichen Personennahverkehr im Argen liegen bei deren ständigen „Zug als Abbild der Gesellschaft“ – Metapher) würde ich sagen: der Überbau ist platter, dafür das Ende und die Atmosphäre/Tonalität schlüssiger.

Regie: Sang-ho Yeon
imdb

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kommentare

  • Ich muss allerdings auch sagen, dass ich mir von Snowpiercer damals mehr erwartet hatte.
    Einerseits skurriler, arg übertriebener Humor (vor allem Tilda Swinton oder auch die Szene im Kindergarten), andererseits halt echt arg und brutal (auch wenn zumeist das Blut doch offscreen). Ich glaube, mir wäre eine eindeutige Vision einer Dystopie lieber gewesen. Evtl thematisieren sie das auch am Ende des Films selbst, wenn der Villain ja davon spricht, dass ein Gleichgewicht aus Humor und Chaos gehalten werden muss.

  • „irgendwas muss im südkoreanischen Öffentlichen Personennahverkehr im Argen liegen bei deren ständigen „Zug als Abbild der Gesellschaft“ – Metapher“
    – Sehr schön gesagt – musste lachen!

    Ansonsten… bessere (!) Atmosphäre als bei „Snowpiercer“? Wow. Jetzt bin ich interessiert.

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