Treffen sich zwei Surfer, sagt der eine: „Hi!“, sagt der andere: „Wo!??!“.
Aufpassen heißt also länger leben bei den Surferdudes und -Dudettes. Von daher entspricht Hauptdarstellerin Blake Livelys Verhalten in The Shallows einer allen Lebenserfahrungen widersprechenden Abfolge von stupid moves (allein an den verstecktesten Strand der Welt fahren, länger im Wasser bleiben als irgendjemand sonst etc pp), die aber wohl im Subtext mit etwas gutem Willen auch als eine Art Todessehnsucht der verstorbenen Mutter wegen interpretiert werden kann.
Kaum sagt aber der Hai „Hallo!“ ist auch die Todessehnsucht gewichen und der Überlebenswille geweckt. Das ist vom spanischen Regisseur Jaume Collet-Serra sehr effektiv und minimalistisch in Szene gesetzt. Blake Lively im Bikini gegen den Unbill des Lebens aka Hai.
Und da bricht dann auch der Lookism in mir durch und ich gebe zu: finde ich besser, als wenn Collet-Serra das gleiche mit seinem Stammschauspieler Liam Neeson (Unknown, Non Stop und Run All Night haben die beiden in den letzten fünf Jahren zusammen gedreht) inszeniert hätte.
Angenehm kurz angebunden in unter 90 Minuten ist das auf den Punkt inszeniert, strapaziert die Wahrscheinlichkeiten nicht über die Maßen (ok, das Ende – ich weiß ja nicht…) und ist von Blake Lively in einer kompetenten One-Woman-Show performt, die angenehmerweise immer einen gewissen B-Movie-Touch im besten Sinne behält und sich dafür jedem der-einsame-Mensch-gegen-die-Welt-Überdramatik-Hallo-Oscar-seht-ihr-mich!-Overactings enthält.
The Shallows ist natürlich nichts für die Ewigkeit, aber Collet-Serra beweist ein weiteres Mal, dass er einer der kompetentesten No-Bullshit-Regisseure ist, der im Spannungsfeld zwischen Genre und Mainstream arbeitet. Sicher kein Auteur, aber ein durch und durch guter Handwerker.
Hey, Jaume, kannst Du nicht endlich mal einen Film mit Bruce Willis machen, damit my dear Bruce auch mal wieder irgendwas halbwegs okayes auf die Leinwand bringt?
* Regie: Jaume Collet-Serra
* imdb
* Budget $17 million
* Box office $119.1 million
Orphan – Das Waisenkind“-Regisseur Jaume Collet-Serra hat es trotzdem gewagt – und herausgekommen ist mit „The Shallows – Gefahr aus der Tiefe“ ein trotz Hochglanz-Optik wunderbar dreckiger, trotz 17-Millionen-Dollar-Budget atmospharisch-intimer Survival-Thriller, der mit einer ganzen Reihe inszenatorischer Finessen und vor allem mit seiner starken Hauptdarstellerin punktet. Blake Lively wird nicht nur samt ihrer wohlgeformten Rundungen gekonnt in Szene gesetzt, nein, sie spielt das ganze Ding.