vonChristian Ihle 27.03.2017

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Ich bin ja eher so der Loyalist, wenn ich mich mal in ein Werk verliebt habe. Rob Zombie hatte mich mit „The Devil’s Rejects“ gewonnen, seiner meisterhaften Verbeugung vor dem Horrorkino der 70er. „The Devil’s Rejects“ halte ich immer noch für einen der besten Filme der Nullerjahre und eines der faszinierendsten Werke im Horrorgenre überhaupt, da er eine Empathie mit dem Bösen ermöglichte, die ich so noch nicht gesehen hatte. Allein die Schlußsequenz zu Lynyrd Skynyrds „Free Bird“! Selten hat man so mit den Schlächtern getrauert.

Ich war auch einer der wenigen, der seine „Lords Of Salem“ mochte – eine zwar von der Spannungsseite aus betrachtet meinetwegen etwas schlurfige Version von „Rosemary’s Baby“, die aber atmosphärisch brillant war (what’s not to like wenn Sheri Moon Zombie auf einem Geißbock zu Velvet Underground reitet???). Sogar seinen Animationsfilm „El Superbeasto“ hab ich mir gegeben und fand diesen Tex Avery auf B-Movie-Exploitation durchaus unterhaltsam und originell.

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Doch „31“ der neueste Rob Zombie enttäuscht leider auf der ganzen Linie. Die letzten zehn Minuten greifen zurück auf diese wunderbaren, grobkörningen 70ies Atmo-Bilder aus „The Devil’s Rejects“, aber die eineinhalb Stunden zuvor sind leider eine einzige hässliche, unspannende Freakparade. Die Busladung an Menschenvieh, die Zombie von einer weißgepuderten High Society in einer Art Undergrund-Zirkus abschlachten lässt, haben weniger Charisma als noch der verstörendste, verstoßenste Assi aus „Devil’s Rejects“. Und so folgt Zirkus – Set Piece auf Karnevals – Sequenz und keine Empathie mit niemandem ist möglich, nicht mal die Faszination des Hässlichen stellt sich ein, weil all diese Kerle so unfassbar nerven.

Es sagt schon viel, wenn die beste Figur ein mexikanischer Hitler-Zwerg im Hasenkostüm ist.
Die Regiegimmicks sind ausgelutscht und man fühlt sich an den vorherigen Tiefpunkt des Zombie’schen Regieschaffens erinnert, an „Das Haus der 1000 Leichen“, in dem der Regieneuling Zombie damals gewirkt hatte wie ein Kind im Süßwarenladen, das am Liebsten auf dem nächstbesten Elefanten ins Porzellangeschäft reiten möchte.
Das Einzige, was ich Zombie in „31“ zugute halte, ist die Meta-Message: Zirkus ist der reinste Horror.

* Regie: Rob Zombie
* imdb
* Budget $1.5 million
* Box office $850,419

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https://blogs.taz.de/popblog/2017/03/27/dvd-rob-zombies-31/

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kommentare

  • Lustig, „31“ fand ich auch richtig scheiße, die „1000 Corpses“ ebenfalls. Dachte nur, dass zweiterer als Highlight des Zombieschaffens gesehen wird und wollte mich daher generell eher abwenden, aber wenn du „The Devil Rejects“ wieder so lobst, komme ich ins Grübeln, ob meine Filmauswahl nicht einfach nur schlecht war. Andererseits waren die Filme echt ärgerlich lahm und ich weiß nicht, ob ich eine weitere solche Enttäuschung verkrafte!

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