Die neueste Serie aus dem Haus Marvel ist zugleich die erste aus dem X-Men-Dunstkreis. Aber stopp, noch nicht wegrennen, „Legion“ hat zumindest im Vergleich zur üblichen Comicverfilmung einige Pluspunkte auf seiner Habenseite. Fargo-Creator Noah Hawley karrt hier ein ganzes Spiegelkabinett an Personality Disorders, Mindfucks, Astralebenen und Weirdocharakteren heran und hält zumindest für die erste Hälfte der angenehm kurzen, achtteiligen Serie die Spannung aufrecht, was „4 Real“ ist und was im Kopf der – möglicherweise schizophrenen, möglicherweise mutantigen – Hauptfigur geschieht. Dass alles im sehr schön ausgestatteten „The Prisoner“ meets „Utopia“ – Style dargestellt wird, gibt auch noch mal ein Bonuspünktchen.
Gegen Ende hat mich die Serie dann doch in ihrem bricolagigen Übermut verloren, auch weil ich mit Hauptdarsteller Dan Stevens (The Beast aus Beauty & ) nie so recht warm geworden bin. Positiv dagegen: Parks&Recreation-Praktikantinnenschluffi-Meisterdarstellerin Aubrey Plaza in einer völlig gegen den Strich gebürsteten Rolle und Rachel Keller (die Schwester aus der zweiten Fargo-Staffel) mit einer breakthrough performance. Alles in Allem nicht so gut wie auf den ersten Blick erhofft, aber zumindest origineller als die Comicverfilmung von nebenan.
P.S.: Trotzdem geht die Empfehlung an alle raus, zuerst mal die britische Serie „Utopia“ zu schauen. Da geht’s auch um Comics und das Ende der Welt in stylishen Farben.