vonChristian Ihle 09.10.2017

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

Mehr über diesen Blog

Es ist die alte Geschichte: Kinder verschwinden und der Clown in der Kanalisation ist schuld.

Die Neuverfilmung von Stephen Kings durchaus legendärem Buch „Es“ ist allerdings leider wenig erfolgreich und als Horrorfilm „IT“/“ES“ (IT Movie) völlig misslungen, weil er in keiner Sekunde fähig ist, eine Spannung aufzubauen, die über einige Jump Scares hinausgeht – was aber ja keine erzählerische Kunst, sondern Lärm und Schnitt ist. Als gruselig empfand ich absolut gar nichts in „IT“. Schon von der ersten Clowns-Szene an habe ich nicht verstanden, was mich hier verunsichern soll. Und dabei hasse ich doch diese Clowns-Viecher.

Warum man für diese Nichtgeschichte dann wieder gut 140 Minuten braucht, wäre auch eine interessante Frage: dass ein tatsächlich innerhalb der eigenen Filmregeln völlig sinnloser Schlußkampf – SPOILERWARNUNG warum prügeln die Kids 20 Minuten auf Herrn Clown ein, wenn der Kamerad doch eh nur Imagination ist, was sie sich ja die ganze Zeit bereits selbst gegenseitig erzählen? SPOILERWARNUNG OFF – den Film noch mal verlängert, macht’s nicht besser. Warum sich irgendwer hier einen zweiten Teil anschauen möchte, das ist tatsächlich das größte Mysterium rund um „IT“ und die gruseligste Vorstellung.

Die Stärken liegen in einigen fresh geschriebenen Kabbelei-Dialogen (die aber natürlich eigentlich viel zu clever für die Kids sind) und vor allem in Sophia Lillis, die herausragend spielt, und von der man sicher in Zukunft häufiger hören wird. Wirklich überdurchschnittlich ist der „Stand By Me“-hafte Erzählstrang, die Jungs(&Mädel) im Sommer – Szenerie. Ich dachte mir mehrmals, dass eigentlich ein völlig anderer, ordentlicher Film in „IT“ steckt. Einer, der ein Coming Of Age und einen letzten Sommer der Unschuld erzählen möchte, anstatt sich mit albernen Horrorclownerien und lachhaften Mysterien herumschlagen zu müssen.

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/popblog/2017/10/09/it-stephen-kings-es-von-andy-muschietti/

aktuell auf taz.de

kommentare

  • Das ist tatsächlich eine interessante Information. Hätte ich mir nicht vorstellen können. Es gibt ja diese Kritik schon länger, „Juno“ wurde zum Beispiel auch vorgeworfen, dass es unauthentisch wäre, weil es zu wortwitzig wäre. Bei „Juno“ empfinde ich das nicht so, weil die Ellen Page – Figur durchaus glaubhaft die Schlagfertigkeit verkörpert – bei „ES“ sind die Jungs ja aber noch eine ganze Ecke jünger. Dass die da mit Woody-Allen-Dialogen improvisieren, ist schon erstaunlich.

  • Hallo!
    Anmerkung zu „Kabbelei-Dialogen (die aber natürlich eigentlich viel zu clever für die Kids sind)“
    Internet-Fundstück:
    „A lot of the lines were actually improvised by the kids. Most of the Richie/Eddie banter was improv. Jack Dylan Grazer (Eddie) actually wrote a lot of Finn Wolfhard’s (Richie) jokes.“

    Auf Youtube findet man viele Beispiele, wie die jungen Schauspieler zwischen den Takes improvisierten und musizierten.
    Grüße

  • @Markus Müller: Nur ist das in Es tatsächlich anders, und das Buch hat mich am Ende mehrfach zu Tränen gerührt. Die Schwächen des Films sind dem Autor nicht anzukreiden. Der Film ist nicht unerträglich … aber man muss das schon betonen, damit es wahr bleibt. Und er wird dem Buch nicht gerecht, weil er sich zu weit von der Vorlage entfernt, vieles verschlechtert und nur an ganz wenigen Stellen Wertvolles hinzufügt. Es ist unfassbar, denn die Spezialeffekte im alten „Es“ sind zu albern – die neuen sind nur technisch besser, mehr nicht – aber der alte Film bleibt tatsächlich der bessere. Es ist unmöglich, das mit einem 2. Teil noch zu ändern.

  • Der Schluß der King Bücher ist meistens frustrierend.Daran erinnere ich mich noch,als ich vor 30 Jahren King las und wegen der Buchenden nach ein paar Büchern dann damit auch wieder aufhörte.King versteht es Spannung und grusel aufzubauen,aber er versteht es nicht,einen Schluß zu finden,der der aufgebauten Erwartung stand hält

  • Vollkommen richtig. Als stimmungs- und schwungvolle, süß-schrullige Coming-Of-Age-Nummer funktioniert der Film ordentlich, für echten Horror ist er zu langatmig und zerfahren. Ohne Gespür für Atmosphäre ballert er von Beginn an seine (durchaus kreativen) Schockdesigns raus. Und der Schluss ist alberner, hundertmal gesehener Pathosmüll, der den Figuren unmöglich gerecht werden kann.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert