“Straight Outta Compton” ist ein solides Bio-Pic über die Godfathers of Gangsta-Rap N.W.A., das schön zeigt, wie die Musealisierung selbst der mittleren Ära von Hip-Hop bereits beginnt.
Die Findungsphase von N.W.A. wird etwas zäh erzählt, doch ab Mitte des Films spitzt Regisseur F Gary Gray einige Kontroversen geschickt zu: auf der einen Seite der externe Druck des Establishments und die Verachtung, die N.W.A. von Seiten der weißen Gesellschaft entgegenschlug, andererseits aber auch die gruppeninternen Spannungen – hauptsächlich zwischen Ice Cube und Eazy-E – die kulminieren, weil Eazy-E als ehemaliger Drogendealer ursprünglich das Geld hatte, um die N.W.A.-Platten zu produzieren und so in einer Personalunion Bandmitglied wie Plattenfirmachef der Band ist, was wenig überraschend dazu führt, dass hinsichtlich der Geldverteilung nicht alle gleich glücklich sind. Diese Spannung zwischen den Hauptprotaonisten wird fein herausgearbeitet.
Toll auch die Diss-Tracks nach dem Entzweien der Beiden, wenn Ice Cube in “No Vaseline” seine Ex-Kollegen hart am Rand des Erträglichen angeht (Antisemitismus und Homophobie kann man hier durchaus herauslesen) und in einer schönen Szenen die Rest-N.W.A.s gemeinsam im Wohnzimmer sitzen, zum ersten Mal diesen Disstrack hören und dabei hin- und hergerissen sind zwischen Ärger über den Inhalt und Props für Ice Cubes Skills.
Obwohl die zweite Hälfte des Films also gut funktioniert und mit Eazy-Es Aids-Tod auch noch einen Tearjerker der Klasse A vorzuweisen hat, leidet “Straight Outta Compton” an zwei strukturellen Problemen: zum einen wird auch noch versucht, die History Of Hip-Hop seit den 90ern mitzuerzählen, weshalb kurze Szenen von Snoop Dogg bis zu 2Pac den Film unnötig verlängern, die außer einem Soundtrackeinsatz von “California Love” oder “Nuthin’ But a ‘G’ Thang” nichts zum Film beitragen, und zweitens das Problem, dass Dr Dre und Ice Cube eben auch Produzenten dieses Films über sich selbst sind. Deshalb ist Dre im Film nicht nur ein Genie, sondern auch ein Heiliger, und Ice Cube nicht nur Poet, sondern auch der Präsident der United Streets Of America. “Straight Outta Compton” ist ein ordentlicher Film, glorifiziert aber seine beiden Hauptfiguren zu stark und stellt sich offensichtlichen Kontroversen nicht.
Davon abgesehen – wer hätt’s gedacht: ein blockbustererfolgreiches Feel-Good-Movie über Gangsta-Rap – we’ve come along way, baby.
(auf DVD und als Stream auf AmazonPrime)
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