vonChristian Ihle 21.11.2017

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Mit „Die Verführten“ verfilmt Sofia „Lost In Translation“ Coppola eine Vorlage, die Anfang der 70er bereits als „Betrogen“ (im Original heißen beide Filme „The Beguiled“) unter der Regie von Don Siegel mit Clint Eastwood in der Hauptrolle in die Kinos kam: ein Nordstaaten-Soldat ist schwer verwundet und wird von einem Mädcheninternat in den Südstaaten gesund gepflegt. Die Ankuft eines Mannes im bis dahin reinweiblichen Internat sorgt für Spannungen untereinander und führt unweigerlich zur Eskalation.

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„Die Verführten“ ist wie ein Luftzug, kaum festzuhalten und sehr ephemer. Ich habe lange gewartet, dass sich der bedächtige Aufbau in einem mächtigen Klimax entlädt, wie ein Gewitter an einem schwülen Sommertag in den Südstaaten, aber auch das Ende bleibt subtil maliziös. Ob man „Die Verführten“ wirklich als feministische Parabel deuten kann, bin ich mir nicht gänzlich sicher – wenn, dann liegt wohl die Aussage in der Art der Machtausübung und dass die weibliche Macht nicht die mindere, aber die andere ist. Nicht laut aufstampfend, sondern mit Bedacht die notwendigen Konsequenzen ziehend und im Zweifel für den Erhalt des und der Eigenen bereit sein, die Reihen zu schließen und bis zum Ende zu gehen – auch wenn nach außen weiter eine scheinbare Sanftheit dominiert.

Die Bilder sind von beeindruckender Schönheit, gerade die Außenaufnahmen vereinen auf wunderliche Weise Naturalismus und Zauberwald, die Innenaufnahmen dann düster, klaustrophobisch, beinah „Dogma“-haft. Ich kann mir nicht recht vorstellen, dass „Die Verführten“ einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen wird, zu flüchtig wirkt der Film schon beim ersten Sehen. Andererseits ist neben der Kamera vor allem die schauspielerische Leistung der Darstellerinnen durch die Bank beeindruckend, im Besondern hier Nicole Kidman und Elle Fanning, die mit wenig Stoff und großer Zurückhaltung doch recht eindrucksvoll ihre Charaktere skizzieren.
Alles in Allem ist „Die Verführten“ halbwegs ein return to form für Sofia Coppola und klar besser als der bizarre „The Bling Ring“, aber andererseits auch weit vom Impact der offensichtlichen Vergleichsgröße „The Virgin Suicides“ entfernt.

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