Der neueste Film des Festivalstammgastes Kim Ki-Duk ist eine Abkehr von Kims bishigem Werk. Entgegen seiner sonstigen Gewohnheit, ruhige und langsame Filme zu drehen („Seom“, „Samaria“), die meist in einer heftigen Eskalation kulminieren, ist „Human, Time, Space & Human“ ein laut schreiender Film.
Wie in Pasolinis „Salo – Die 120 Tage von Sodom“ findet sich der Mikrokosmos einer Gesellschaft an einem Ort wieder – bei Kim ist dieser Querschnitt durch südkoreas Society, warum auch immer, auf einem gemeinsamen Ausflug auf einem Kriegsschiff. Früh werden die Claims abgesteckt und jede Figur auf ihren offensichtlichsten Charakterzug reduziert. Der Politiker ist machtgierig, die Gangster verschlagen, die intellektuelle Mittelklasse nur groß im Reden, die Frauen auf Äußerlichkeiten bedacht…
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Und so geht es weiter, auch nachdem das Kriegsschiff auf einmal in den Wolken schwebt (fragt nicht) und das Essen knapp wird. Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf etc pp und auf geht’s in ein wildes Gemetzel und gegenseitiges Vertilgen. Gott spielt scheinbar auch mit, setzt aber nur schweigend im Kriegsschiffkeller Pflanzen an.
„Human…“ klingt in der Zusammenfassung womöglich absurd-komischer als es ist, denn lustig ist an diesem Film gar nichts, nerviges aber viel. Wem ausgerechnet die letzten 20 Minuten von Aronofskys „Mother!“ am Besten gefallen haben, der könnte auch „Human…“ etwas abgewinnen, der Rest wird dieser überaus platten, bemüht grenzüberschreitenden Gesellschaftssatire irritiert gegenüberstehen und vom ständigen Geschrei schnell genervt sein.
Etwas befremdlich erscheint zudem die offensichtliche Faszination mit Vergewaltigungen, die der im Heimatland #metoo-„geplagte“ Regisseur in „Human…“ an den Tag legt – immerhin vier „gelungene“ Vergewaltigungen habe ich gezählt, von den versuchten ganz zu schweigen.