vonChristian Ihle 03.07.2018

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Seine 750. Ausgabe hat der Musikexpress „750 Lieblingsplatten“ gewidmet – je zehn Herzensplatten nominiert von 75 Musikjournalisten.
Die Herzensplatten sind dabei nicht als Ranking und nicht unbedingt als die zehn besten Platten aller Zeiten zu verstehen, wenngleich meine Liste doch recht nah auch an dieser Fragestellung ist. Zudem gab es die Vorgabe, dass jedes Album insgesamt nur einmal genannt werden durfte, was bei mir das Fehlen von Ja Paniks „DMD KIU LIDT“ erklärt, das in meiner ersten eingereichten Liste natürlich unter den „zehn Herzensplatten“ war. Doch war der Kollege Stephan Rehm schneller, was ich ihm ausnahmsweise verzeihe, da ich weiß dass ihm an „DMD KIU LIDT“ mehr als an allen anderen liegt.

Abgesehen von „DMD KIU LIDT“ hier nun die zehn Herzensplatten des TAZ Popblogs (bei Klick größer) – mit einer ausführlichen Begründung für „Up The Bracket“ der Libertines:

Eine Platte, die den Missverstandenen eine wilde Stimme gab, und Doherty und seine Kollegen zu den Smiths der Nullerjahre machte.
„I want to have a crack before I outgrow this youthful urge to be worshipped, this need to fill a ladder on English Pop’s evolutionary chart. I want somebody, somewhere to feel it in his heart to defend himself (at the threat of violence) in his belief that ‚The Libertines‘ (or whatever we call ourselves) are perfection & beauty personified“ schrieb Pete Doherty gut drei Jahre vor Veröffentlichung der ersten Platte in sein Tagebuch. 2002 hatten Pete und seine Mitstreiter Carl Barat, John Hassall und Gary Powell genau das erreicht: Die Libertines waren mit „Up The Bracket“ zur Band einer Generation geworden. Eine Gruppe, die im Gegensatz zu Oasis aber nicht für die Lads und die Lauten war, sondern für die Outcasts, die Misfits, die Nichtreinpassenden. Für diesen Teil der britischen Jugend hatten The Libertines ein paar kurze Jahre lang eine Bedeutung wie zuletzt die Smiths in den 80er Jahren.
Phänomenale Songs im Geiste von The Kinks, The Clash und The Jam, die wildesten Liveshows des Landes und die Attitude des Andersseins brachten die Libertines zur Zeit von „Up The Bracket“ auf den Punkt. Die jugendliche Euphorie der „stylish kids in the riot“ war hier noch größer als die Drogendepressionen der folgenden Jahre, Doherty und Barât schrieben hier noch Jahrzehnthits wie „Time For Heroes“ am laufenden Band – und dabei nahmen sie zwei ihrer besten Singles („What A Waster“ und „Don’t Look Back Into The Sun“) nicht einmal auf dieses Debüt! Bei aller Verzweiflung, die man über Dohertys weiteren Weg verspüren mag, bleibt ein Satz vom Album für immer stehen: „if you’ve lost your faith in love and music the end won‘t be long“. Solange wir aber diese Musik haben, lebt die Hoffnung.

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https://blogs.taz.de/popblog/2018/07/03/zehn-lieblingsplatten-fuer-die-ewigkeit/

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kommentare

  • Was für eine wundervolle Liste, zum Verlieben. VU und Nico, die Modern Lovers und The Clash sind auch bei mir drauf, diese allerdings mit London Calling. Blur s/t, Is This It und Up The Bracket kämen dann wohl zwischen Platz 10 und 20 irgendwo. Mehr davon!

  • Ich liebe tatsächlich alle drei Dexys-Alben, Beginn und Ende schätze ich aber noch ein Stück mehr. „Soul Rebels“, weil es in seiner Ganzheit so ein Statement ist und diese irrsinnig guten, emotional-wütenden, aber doch belesen-distanzierten Lyrics hat. Und „Don’t Stand Me Down“ weil es so verrückt war, *so* zurückzukommen, wenn man gerade noch die größte Band der Welt war mit Nummer-1-Hits auf beiden Seiten des Atlanktik (und auch hier wieder, weil mich die Texte in „Listen To This“ und „Reminisce (Part Two)“ so berühren).

  • Schöne Liste, ich hätte Too-Rye-Ay bevorzugt, die ich musikalisch etwas stärker finde, die optisch jedoch mit ihrem Bauernhof-Style in der Tat abfällt.

    Ansonsten haben wir noch eine Übereinstimmung mit VU&Nico, insgesamt ist so eine Auswahl naturgemäß sehr persönlich und biographisch induziert.

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