Der bekannte Schneider Reynolds Woodcock (Daniel Day-Lewis) und seine Schwester (Leslie Manville) führen das „House Of Woodcock“. Der bekennende Junggeselle Woodcock holt sich immer wieder Musen bzw. Lebensabschnittspartner ins Haus, die er – nach dem es sich ausgemust hat – von seiner Schwester hinauskomplimentieren lässt. Eines Tages lernt er die Kellnerin Alma (Vicky Krieps) kennen und lieben – und findet nun eine nicht minder eigensinnige Person im House Of Woodcock vor.
Es ist beinah skandalös, dass Daniel Day-Lewis für Der Seidene Faden NICHT den Oscar gewonnen hat, sondern Gary Oldman mit seiner Churchill-Gummimasken-Charade. Dass Johnny Greenwood für den meisterhaften Score ebenfalls nicht ausgezeichnet wurde, verstehe ich genauso wenig – gerade weil Greenwood diesmal ja keinen noisy Grillen-beim-Zirpen-Avantgarde-Soundtrack liefert, sondern fließendes Piano, das immer den richtigen Ton trifft und die Kamerabewegungen im besten Sinn begleitet. Nicht minder unverständlich ist die fehlende Nominierung für Kamera und Vicky Krieps.
Auf handwerklicher Eben gab es 2018 wohl keinen Oscar-Anwärter, der mit Der Seidene Faden mithalten konnte. Auch als Film im Ganzen ist Paul Thomas Andersons Werk klar der Beste der in diesem Jahr für den Oscar nominierten Kandidaten (nur Ladybird habe ich davon noch nicht gesehen).
In der ersten Hälfte hat allerdings auch Der Seidene Faden für mich erzählerisch einige Längen und ist die Charakterentwicklung nicht immer hundertprozentig nachvollziehbar, aber gerade letzteres macht durchaus auch seinen Reiz aus, weil ich ehrlich gesagt nicht einmal annähernd damit gerechnet hätte, in welche Richtung sich der Film zum Ende hin bewegt.
So ist Der Seidene Faden tatsächlich mehr als nur ein Sittenbild der Künstlerbourgeoisie, sondern ein Liebes- und Machtdrama um überraschend verkorksten Menschen.