Es ist wahrscheinlich etwas albern, Anthologie-Filmen vozuwerfen, sie würden uneinheitlich wirken – aber die Sammlung an Wild-West-Geschichtchen „The Ballad of Buster Scruggs“ der Coens wirkt leider wirklich so, als hätten sie übrig gebliebene Filmideen, die nicht für 90 Minuten reichen, dank Netflix zusammengeworfen und so doch noch für einen Spielfilm verwertet.
Während mich der Eröffnungsakt mit Tim Blake Nelson begeistert hat und die Geschichte um Zoe Kazan die emotionalste war, sind die meisten anderen Erzählungen zwischen WTF und völligegal – was soll zum Beispiel die Schlußepisode sein, die nun wirklich in einen völlig anderen Film, zum Beispiel in eine Horroranthologie gehören würde?
Mein Hauptproblem an der Kurzgeschichten-Herangehensweise gerade bei den Coen Brothers ist, dass sie durch die Anthologieidee ihre ureigenste Stärke verlieren, nämlich die in sich logischzwingende, aber absurdkomische und/oder gnadenloskonsequente Eskalation der Handlung. Das menschliche Paradox, im Versuch das Schlimmste zu verhindern, das Allerschlimmste erst eintreten zu lassen, was so schön die Absurdität der Existenz humorvoll verdaubar werden lässt.
Durch die Kurzgeschichtenstruktur brechen aber die Eskalationsspiralen zu früh ab und bleiben verloren für sich stehen. Natürlich ist „The Ballad Of Buster Scruggs“ immer noch ein bemerkenswertes Exemplar der „Netflix Originals“, allein weil schon Schauspielriege (neben den bereits erwähnten ja noch Tom Waits, James Franco, Liam Neeson) und deren -Performance überdurchschnittlich ist, aber vor allem weil die Kamera und die Bilder eher sogar über dem Coen’schen Level liegen. So gesehen ist es eine Schande, dass der vielleicht bestaussehendste Coen-Film nicht auf Kinoleinwänden erscheint, sondern nur gestreamt werden wird.