vonChristian Ihle 18.04.2019

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Damien Chazelles „First Man“ ist ein seltsamer Film, dessen Intentionen ich wohl erkenne, aber trotzdem nicht gelungen finde. Das Nebeneinander zwischen häuslichem Beziehungsdrama und Technikthriler wirkt auf mich wie zwei verschiedene Filme, die nie wirklich miteinander sprechen. Wer hat schon einen Hybrid aus „Revolutionary Road“ und „Gravity“ vermisst?

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Gosling, den ich normalerweise sehr schätze, tappt in der zugegeben sehr undankbaren Rolle des hier als muffeligen Technokraten gezeichneten Neil Armstrong in die Leo-Di-Caprio-Falle, der ebenfalls den Hang dazu hat, einen gut zu Magenproblemen und Verstopfung passenden Gesichtsausdruck für die Darstellung des inneren Kampfs und die ungebrochene Beharrlichkeit seiner Figur zu wählen. Zweiter verfügbarer Geischtsausdruck: Leere.

Während ich insbesondere das Beziehungsdrama nie nachfühlbar fand und mir wirklich nicht klar wurde, was genau Janet an ihrem Neil Armstrong hält (außer wahrscheinlich dass er eben gut Trompete spielen konnte), sind die Technikthriller-Elemente gelungener. Chazelle wählt hier auch einen durchaus überraschenden Weg, zeigt bis zur Landung auf dem Mond (Ha, Spoiler!) alle Versuche nur aus Sicht der Astronauten und weicht ab vom üblichen 2001-inspirierten cleanen, polierten Futuro-Look, sondern zeigt die technischen Experimente der damaligen Zeit in all ihrer Rauhheit. Das Metall lebt, ist zusammengeschraubt, wird ständig repariert. So wird „First Man“ in diesen Momenten zu einer Steampunk-Version der Weltraumentdeckung!

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kommentare

  • Ich fand ja den Film gut, weil alles so schön klappert und wackelt in den Raketen. Das ist erst mal eine (zumindest für mich) neue Sicht auf die Raumfahrt. So krass, sich auf einen Tank voller explosiven Treibstoffes schrauben zu lassen, der dann in den Himmel geschossen wird. Geht dann ja auch prompt einmal schief.
    Und dann ist da noch die Ausarbeitung des Familiendramas um die sterbende Tochter, und des Männer-können-keine-Gefühle-zeigen. Eigentlich Standardthemen, hier aber eben toll in den Kontext der 60er Jahre gezeichnet. Irgendwie ist hier eben gelungen, das was vor 50 oder mehr Jahren als Zukunft in der Gegenwart erzählt wurde, als weit zurückliegende Vergangenheit zu inszenieren.

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