vonChristian Ihle 21.04.2020

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Herrschaftszeiten, in „Freud“ reitet „4 Blocks“-Creator Marvin Kren aber mal die Camp-Sau durchs alte Wien! Fast schon bewundernswert frech, wieviel Freiheiten sich Kren in seiner Netflix-Premiere nimmt und eine historische Figur wie Sigmund Freud in so eine abstruse Besessenheits-Dämonen-Sex-und-Blut-Story steckt.

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Kren verwurstet die Geschichte von Freud (hier ein von Kollegen verachteter Hypno-Fraud) mit einer Jack The Ripper im Übersinnlichen – Story. Der erste Part will wenig erfolgreich „The Knick“ sein, die folgende Serienmörder – Storyline erinnert mich dagegen an Netflix‘ „The Alienist“ und funktioniert schon besser, wirkt in seinen Anspielungen auf historische Verschwörungstheorien wie ein Riff auf Alan Moores fantastische Graphic Novel „From Hell“.

So macht mir „Freud“ zu Teilen guten Spaß, vor allem wenn – wie in der sechsten Folge – die Bremse gänzlich gelöst wird und sich ein Blut-Orgien-Mysterien-Theater entwickelt, als hätte Hermann Nitsch Kubricks „Eyes Wide Shut“ inszeniert.

Leider ist „Freud“ Netflix-typisch auch wieder zu lang, insbesondere die erste Folge ist dröge wie „The Knick“ auf Valium-Überdosis, dass man den folgenden Wahnsinn nicht mal erahnen kann, und die letzte Episode schreit geradezu nach „vertragliche Verpflichtung dass diese Staffel acht Folgen haben muss!“, weil wirklich nichts mehr von Belang oder Interesse passiert.

Robert Finster in der Hauptrolle ist leider ein Totalausfall, selbst die von mir heiß geliebte Ella Rumpf wirkt etwas hölzern. Hervorragend aber wie gehabt Georg Friedrich, der so viel unterdrückte Wut in sich brodeln lassen kann wie kaum jemand sonst und den schönsten Dialekt spricht.

Als Film wäre „Freud“ ein 70ies Exploitation-Movie im Wien des K.u.K.-Regimes.
Ein unterhaltsamer, überzogener, aber auf ernst gespielter Trash.

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https://blogs.taz.de/popblog/2020/04/21/netflix-freud-die-neue-serie-von-4-blocks-creator-marvin-kren/

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kommentare

  • Marvin Kren hat damals eine unglaublich erfolgreiche Serie mit 4 Blocks bei Netflix etabliert. Auch diese Serie hat das Potential ähnliches zu erreichen. Ich finde es toll, wenn Serie an ehemalige Legenden oder Mythen anknüpfen. Dass er sich hier von Freud hat inspirieren lassen, halte ich für eine interessante Idee.
    Liebe Grüße Winni

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