vonChristian Ihle 23.12.2020

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Auch wenn „Borat“ oft auf seine platten Jokes und den Onesie reduziert wurde, steckte doch mehr Agitprop in dem Movie als in vielen Polit-Filmen. In dieser Hinsicht ist die Fortsetzung sogar noch eindeutiger, da sich Cohen diesmal auf eine Seite einschießt – im Gegensatz zum Beispiel zu seiner „Who Is America?“-Serie aus dem letzten Jahr, die viele politische Borat-Tropes verwendete, aber alle Seiten – von wokeywoke bis strammkonservativ – durch den Kakao zog.

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Wie schon in Original-Borat ist auch im „Subsequent Moviefilm“ die Rahmenhandlung 1 Schwäche, die lähmenderweise zu Beginn mit ewiger Exposition ausgewalzt wird, bis Borat endlich mal in Amerika ankommt. Dann allerdings gleich: Jokes.

Und manchmal sind die simpelsten einfach die schönsten wie jene Szene, in der Borat in einem Fax-Versende-Laden (it’s a thing!) Nachrichten nach Kasachstan faxen lässt, aber das Fax in Whats-App-Sprache diktiert (erstes Fax deshalb nur: „Sup?“).

In der ersten Hälfte gelingen Cohen etliche starke Szenen, ob in einer Abtreibungsklinik, im Tussi-Bekleidungs-Laden („Where is the „no means yes“-Section?“) oder in der Konditorei, in der ohne großes Nachfragen natürlich „Jews will not replace us! : ) “ auf eine Torte geschrieben wird, Zuckerguß-Smiley ohne Aufpreis inklusive.
Dagegen fallen die wohl als zentrale politische Scoops geplanten Einsätze gegen Mike Pence und die (für alle Beteiligten) eher peinliche Rudy-Giuliani-Geschichte ziemlich flach aus.

„Borat Subsequent Moviefilm“ zeigt Sacha Baron Cohen so deutlich und unverstellt wie nie als Streiter für die gute Sache, fabriziert aber mindestens soviel Rohrkrepierer wie Volltreffer und ist bei allen guten Ansätzen für mich dann doch eine milde Enttäuschung gewesen, die im Jokes-Dauerfeuer weder dem ersten „Borat“ noch der „Who Is America?“-Serie Paroli bieten kann und in seinen emotionalen Szenen auch hinter (dem nicht immer treffsicheren) „Brüno“ zurückbleibt, der damals manchen Fehltritt mit seinem phänomenalen Ende in Liebe vergessen ließ.

Dennoch: wer Borat immer noch auf den Onesie reduziert, sollte Sacha Baron Cohen noch eine Chance geben, denn mehr als ein Schnurrbart im Badeanzug steckt auch in „Subsequent Movie Film“.

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