Jakob Fabian, frisch entlassener Mitarbeiter einer Anzeigenagentur, driftet durch das Berlin der Weimarer Republik, dessen Bewohner vom gerade zurückliegenden Krieg noch versehrt und vom Zukünftigen bereits bedroht sind. Fabian (Tom Schilling) verliebt sich in eine junge Schauspielerin (Saskia Rosendahl) und von hier an geht es natürlich nur noch bergab beziehungsweise alle vor die Hunde.
Dominik Grafs Berlin aus „Fabian oder Der Gang vor die Hunde“ ähnelt damit natürlich dem Berlin Döblins aus dessen Jahrhundertroman „Berlin Alexanderplatz“ und erinnert so unweigerlich an Fassbinders legendäre Verfilmung. Die Tage sind grau, die Nächte sind schmutzig, aber wenigstens haben sie allerlei Ablenkung vom Elend des Tages zu bieten.
Graf inszeniert diese „Geschichte eines Moralisten“ (so der Originaluntertitel von Erich Kästners Buchvorlage) flirrend und manchmal wirr über lange drei Stunden hinweg, findet aber nach einem anfänglichen Anschlag auf alle Sinne mit der Zeit eine gewisse, angenehme Ruhe. Was er dabei allerdings etwas aus den Augen verliert, ist eine stringente Erzählung – in manchen Momenten überbetont er wenig subtil das kommende Grauen des Nationalsozialismus, in anderen wiederum verlässt er Kästners Vorlage so weit, dass der Punkt der Geschichte schwierig zu erkennen wird. Während beispielsweise Döblin/Fassbinders „the boy kicked out at the world / the world kicked back a lot fucking harder now“-Attitude immer im Zentrum steht, wird in Grafs „Fabian“ der Niedergang von Schillings Charakter am Ende zu einer mehr sinnlosen Zufälligkeit geführt, was ihr die politische Kraft des Moralischen aus Kästners Idee nimmt.
So ist „Fabian oder Der Gang vor die Hunde“ ein filmisch bemerkenswerter Versuch, der nicht immer gelingt, aber allein aufgrund seines Willens zum Anderssein eine willkommene Bereicherung für den deutschen Film ist.