Einer der besten Horrorfilme des Jahres, dem die Kurzbeschreibung „Witwe widerfahren paranormale Ereignisse im gemeinsam mit dem verstorbenen Ehemann erbauten Haus“ bei weitem nicht gerecht wird.
David Bruckners „The Night House“* ist ein Film aus der Ari Aster – Schule, also wie „Hereditary“ oder „Midsommar“ im Grunde Trauerbewältigung im Gewand eines Horrorfilms.
Geschickt verweigert Bruckner zunächst eine eindeutige Positionierung und lässt im „Rosemary’s Baby“ – Style offen, ob die Geräusche und die Sichtungen im Haus überhaupt echt sind oder dem ganz offensichtlich sehr fraglichen mentalen Zustand der Witwe (Rebecca Hall) entspringen.
Daraus entwickelt Bruckner in der Folge ein Detektivspiel: dieses eine Foto auf dem Handy des Ehemanns, ist das die Witwe oder nur eine ähnlich aussehende Frau, die er heimlich fotografiert hat? Die Baupläne des Hauses, werden die von Seite zu Seite wirrer? Wieso hat der Mann so viele okkkulte Bücher in seinem Nachlass? Hat er den liebenden Ehemann nur gespielt? Hatte er eine Affäre? War er gefährlich?
Nach und nach ergibt sich ein Mosaik des Lebens des Verstorbenen, das schlüssig zusammensetzt wird, und auch die eine schwächere Haunted-House-Sequenz im letzten Akt vergessen lässt, weil „The Night House“ gegen Ende nicht auf türenknallenden Hokuspokus setzt, sondern wieder dort hin zurück geht, wo der Film angefangen hat: bei Trauerbewältigung über den Selbstmord eines nahestehenden Menschen und der damit einhergehenden Frage, wie gut man seine andere Hälfte jemals kennen kann.
„The Night House“ ist atmosphärisch stark, mit einigen erschreckend gut inszenierten Szenen und einer Rebecca Hall in der Hauptrolle, die wie schon in „Christine“ eine Frau im Nervenzusammenbruch so gespenstisch gut einfängt, dass man sich um das Wohlergehen nicht nur des Charakters, sondern der Schauspielerin dahinter sorgt.
Der beste aktuelle Film, der sich derzeit auf Disney+ finden lässt.
* rätselhafterweise heißt „The Night House“ in Deutschland „The House At Night“, was erstens weniger akkurat ist und zweitens doch auch nicht mehr verständlich für eine deutsche Zielgruppe?
Why? Bzw. Wieso?
bzw. Warum, Weshalb, Weswegen?