Laura Lee ist eine Hälfte von Gurr. Das Debütalbum ihrer Hauptband erschien vor bereits fünf Jahren und ist eines der wenigen deutschen Gitarren-Alben, das auch außerhalb dieser Grenzen für Aufsehen sorgte und die beiden Berlinerinnen bis in die BBC Studios brachte, um dort eine Live-Session einzuspielen.
Seit der „She Says“ EP von 2019 ist es ruhig geworden um Gurr, so dass die beiden Künstlerinnen jeweils Solo-Projekte vorantreiben. Während die andere Gurr-Hälfte Andreya Casablanca beispielsweise im letzten Jahr eine starke Kollaboration mit dem britischen Projekt Public Service Broadcasting aufnahm, veröffentlichte Laura Lee ein eigenes Album mit ihrer Band The Jettes. „Wasteland“ kombiniert dabei den Willen zum Rocknroll, der ihre Liveauftritte zu so einem Erlebnis macht, mit Songstrukturen, die sich Shoegaze-Pop nähern.
Ein besonderes Highlight ist die Single „Craigslistboy“ über ungefragte Avancen beim Internet-Verkauf („Craiglist Boy / I didn’t come to flirt here but to sell my shelf“), das ich allein wegen der schönen Wortschöpfung „Spätiboy“ ins Herz geschlossen habe:
* Die drei besten Punksongs/-singles?
Ich hör ja gar nicht soo viel Punk, aber das habe ich z.B. in meiner Playlist:
** Pisse – Vernissage
** Amyl & The Sniffers – Some Mutts can’t be muzzled
** Surfbort – Les be in love
* Ein Song, der Dich immer zum Tanzen bringt?
Die coole Antwort ist alles von B52s oder Gun Club, die einzig wahre Antwort ist Jamiroquai – Canned Heat
* Die interessanteste / beste „neue“ Band/Künstler ist?
Clear History – Presents.
Clear History haben uns im Lido bei unserer Album Release Show supported und ich war super begeistert von ihren Songs und ihrer Energie. Auch wenn es auf den ersten Blick sehr noisy-post-punky klingt, ist der Sänger sehr von den Talking Heads beeinflusst. Bin gespannt, was sie als nächstes machen und ob sie irgendwann mit 10 Leuten und Trompeten auf der Bühne stehen.
* Deine liebste deutschsprachige Textstelle?
Labert die dich voll
Doch ihre Zunge riecht nach Arsch
Von dem edlen Prinzen
Der das ganze hier bezahlt
Vernissage
(Pisse)
* Der beste Song, den Du je geschrieben / aufgenommen hast?
Ich bin ziemlich stolz auf den Song „Daylight“ von unserem neuen Album. Das war das erste Mal, dass ich einen Song mit einem Bass geschrieben habe, statt mit einer Gitarre und ich finde es macht den Song viel interessanter.
* Bikini Kill, Hole oder Elastica – und warum?
Hole. Ich liebe Courtney Love. Wie sie auf „Live through this“ einfach das komplette Ideal der Prom-Queen dekonstruiert. Und sie hat ein Wahnsinnsgespür für Songs.
* Das beste Film über Musik – und warum?
Puh: Ich glaube den ersten Platz teilen sich „Some Kind of Monster“ über Metallica und „Dig“ über Brian Jonestown Massacre und die Dandy Warhols. Beide Filme zeigen so ehrlich unverblümt die auch etwas unschönen Seiten der Musikindustrie, Rivalitäten und den schwierigen Umgang mit der Industrie.
* Der beste Song von Oasis?
Wenn’s wirklich nur einer sein darf, muss es „Champagne Supernova“ sein. Aber ich liebe ja fast alle Phasen von Oasis. „Hindu Times“, „Go Let it out“, „Cast no Shadow“ und „Up in the Sky“ sind auch vorne mit dabei.
* Der beste Song im letzten Jahr war?
I really like this band Gustaf, they have a song called „Best Behaviour“. Unfortunately I missed their gig at Badehaus but I heard it was really good. Also love that they tour with live percussion!
* Die beste deutsche/deutschsprachige Platte?
Für das Album habe ich ziemlich viel Blumfeld gehört. Das „L’Etat Et Moi“ Album. Das ist sogar ein deutsches Album, was ich meinen Bandkollegen vorspielen kann ohne mich zu schämen. Die Gitarrensounds klingen sehr cool.
* Die beste Platte aller Zeiten?
OASIS – What’s the Story Morning Glory ist für mich einfach DAS Vorbild von einem Album. Finde es von vorne bis hinten perfekt. Wenn ich ein Album schreibe, versuche ich immer, dass es so ähnliche Bestandteile hat wie dieses Album.
Das Debütalbum „Wasteland“ von Laura Lee & The Jettes ist bereits erschienen:
„Bin gespannt, was sie als nächstes machen und ob sie irgendwann mit 10 Leuten und Trompeten auf der Bühne stehen.“
Sehr gut. Das beschreibt den Weg der Talking Heads von TALKING HEADS 77 bis „ROAD TO NOWHERE“ und so weiter.
Im Übrigen erfreulich die Positionierung der B-52s. Die waren damals, 1978, absolut heiß. Hans Keller schrieb damals in SOUNDS, das sei, neben MORE SONGS ABOUT BUILDINGS AND FOOD, die beste aktuelle Musik.