Beautiful Beings / Berdreymi (Regie: Guðmundur Arnar Guðmundsson)
Aufwachsen in Island scheint härter zu sein als gedacht: jeder der 14jährigen in „Beautiful Beings“ ist kaputt as fuck, nur die eigenen Eltern sind noch näher am Abgrund als die Jugendlichen selbst. Keine Szene ohne Zig, kein Gespräch ohne Bier und kein Abendessen ohne Faustsalat.
Guðmundur Arnar Guðmundsson erzählt ausufernd von vier Jugendlichen und ihren Familien und zeichnet dabei ein emotionales Bild vom Aufwachsen in einer von toxischer Männlichkeit durchzogenen Gesellschaft, vergisst dabei aber auch die Mütter als durchaus gleichwertige Scheisse-Verursacher nicht.
Erstaunlich, dass „Beautiful Beings“ dennoch kein deprimierender Poverty-Porn wird, sondern in den Szenen unter den Jugendlichen ein nachfühlbares Bild des Aufwachsens unter schwierigen Umständen und der Kameraderie unter Gleichen als letzten Halt zeichnet.
Womöglich knüpft Guðmundsson den einen oder anderen Storyfaden zu viel für einen Spielfilm und hätte etwas mehr Konzentration auf das Zentrum des Films gut getan, aber glücklicherweise sind die jungen Debütanten in den Hauptrollen allesamt (besonders stark: Birgir Dagur Bjarkason) so charismatisch, dass man ihnen gerne beim Menschwerden zusehen mag.
Coma (Regie: Bertrand Bonello)
Die Einschränkungen des Pandemie-Lebens und vor allem des Lockdown-Filmemachens beseitigt Bertrand Bonello („Nocturama“) mit höchster Kreativität und stilistischem Wagemut.
Kann man nicht raus, muss man eben vom Leben und vom Tod mit Hilfe von Barbiepuppen, Facetime-Calls, Zoom-Konferenzen und Comic-Versatzstücken erzählen.
Inhaltlich ist „Coma“ schwer zu fassen und für gut die Hälfte seiner Laufzeit auch ins Nirgendwo mäandernd, entwickelt sich aber im weiterem Fortgang zu einem lynchesquen Albtraum mit Herzog’schen Untertönen.