vonChristian Ihle 09.03.2022

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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“The Batman” ist eine erstaunliche Neuauflage einer alten Geschichte.

Matt Reeves’ Version des schwarzgekleideten Rächers ist wie ein von David Fincher inszenierter Film Noir: ein Detektivroman über eine allumfassende Verschwörung, gefilmt in der ewigen, regnerischen Nacht von “Sieben”, beschäftigt mit der Aktenwühlerei von “Zodiac”.

Mit Ausnahme von Todd Phillips’ “Joker” und den grundsätzlich bereits in Alan Moores Graphic Novel so angelegten “Watchmen” ist noch keine Comic-Verfilmung so weit in die reale Welt transferiert worden. Im ganzen Film existieren nur zwei, drei “unmögliche” Momente überhaupt (sieht man davon ab, dass *niemand* Martial Arts performen könnte mit einem Anzug, der dicker ist als die Winterreifen vom Michelin-Männchen) und die wenigen Actionszenen sind unsuperheldenhaft inszeniert wie nur möglich.

Selbst das große Action-Set-Piece einer Auto-Verfolgungsjagd zwischen Batman und dem Pinguin ist hauptsächlich im Close-Up in düsterster Nacht gefilmt. Weiter von der CGI-quietschenden Marvelwelt kann ein “Superheldenfilm” nicht entfernt sein.

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Bilder, Score und Besetzung sind stark: Robert Pattinson gibt seinem nirvanahörenden Trent-Reznor-Lookalike Bruce Wayne eine existentialistische Verzweiflung, die in Batman natürlich immer angelegt, aber nie richtig in die glänzende Superheldenwelt der Filme eingezogen war. Selbst die Bösewichter-Riege ist in Realität grundiert: Paul Dano spielt das schlüssige, ebenso gebrochene Gegenstück zu Pattinsons Batman, John Turturro brilliert mit einer distinguierten, aber sehr diesweltlichen Mafiaboss-Härte und selbst Colin Farrell (im Robert De Niro – Fatsuit) ist nur ein glitschig-verschlagener Nachtclub-Boss, der eben einfach den Spitznamen “Pinguin” trägt.

Schade nur, dass “The Batman” seinem eigenen Konzept nicht ganz traut und nach zwei Stunden langsam beginnt, die düstere moody Bastards – Welt des hermetischen Detektivromans aufzubrechen. Weder ist mir das Endgame des Riddlers wiklich klar geworden, noch hätte ich die Andeutungen für weitere Episoden (Joker! Wer sonst?) benötigt und wirkt vor allem Batmans schlussendlicher Tritt ins Licht als Lebensretter statt seines vorherigen Rächers der Nacht schlüssig. Hier droht das enorme Pathos des Films ins Selbstparodistische zu kippen und ich musste oft an den “New Yorker”-Comic mit Batman, sinnierend am Fenster, denken: “Memoir, Chapter 1: At times, I think I may have never fully gotten over the death of my parents…”.

Aber dennoch ist dieser dreistündige Ritt durch Gotham City eine der allerbesten Comic-Verfilmungen überhaupt, ein dringend nötiger Kontrapunkt zur derzeitigen Blockbusterwelt und vor allem ein Film, für all jene, die vor Superheldenmovies jeder Couleur sonst schreiend reißaus nehmen.

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