vonChristian Ihle 27.03.2022

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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#oscarssobad.
Ich bin ja prinzipiell großer Freund der Oscars, aber dieses Jahr fällt es mir wirklich schwer, mich dafür zu interessieren. Die Filme, die Filme…

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CODA: Sundance-Gewinner-Film nach Strickmuster F.
Viel Kampf gegen die Widrigkeiten, ein bisschen frecher Witz, manipulative Herzenswäre, sehr gutes Schauspiel (Troy Kotsur for the win!) und viel zu viel Gesang.

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THE POWER OF THE DOG: Sehr langsam brodelnder Western mit Brokeback-Mountain-Vibes, die hier allerdings ins deutlich Düstere gedreht werden. Von Jane Campion in beeindruckenden Bildern eingefagen und von Johnny Greenwood (schon wieder!) verstörend bespielt, aber letzten Endes auch mit sehr wenig Geschichte. Kann mir nicht so recht vorstellen, welches Publikum hier mitgerissen ist, so technisch hervorragend der Film auch sein mag.

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WEST SIDE STORY: I just can’t.

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DON’T LOOK UP: Kein Desaster und schon unterhaltsam, aber nach den ersten zwanzig wirklich vielversprechenden Minuten auserzählt – was Adam McKay nicht davon abhält, den gleichen Punkt die folgenden 120 (!) Minuten wieder und wieder auf die unsubtilste Weise erneut zu machen. Die Ziele, die er dabei wählt, sind zudem die offensichtlichsten: Trump-Wähler, Insta-Häschen, Celebrity-Kult, Ego-Politiker, Fake News Reiter, Twitter Outrage. Also einfach alle in den letzten fünf Jahren zu Tote gerittenen “Hot Topics” noch einmal in den Mixer.
Die Besetzung ist absurd hochrangig und schießt angesichts der Ausführung dann doch mit Kanonen auf Spatzen – was außerdem auch nicht hilft, ist das ungebremste Overacting einiger, am schlimmsten hier Meryl Streep als sarahpalinesque Präsidentin und am überflüssigsten Timothée Chalamet, dessen Rolle ganz offensichtlich nur vorhanden ist, weil man in diesem Mixer-Film für den Zustand 2021 eben auch Timothée Chalamet HABEN MUSS.

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NIGHTMARE ALLEY: Die Geschichte von “Nightmare Alley” zerfällt in zwei Parts: eine seeeehr lange Exposition, während der ein alleinstehender, heruntergekommener Bradley Cooper bei einem Wanderzirkus einzieht, die Tricks und Kniffe der Meister der Täuschung lernt, eine Frau findet und dann in die große Welt (New York) zieht, um dort sein Glück zu machen.
Zeitsprung, ein wohlhabender Bradley Cooper ist nun eine große Nummer in der Mentalisten-Welt und überschreitet erste ethische Grenzen, wenn er seine Zirkusmagie als echte Beschwörung an verzweifelte Seelen verkauft. Gemeinsam mit (einer hart am Overacting spielenden) Cate Blanchett als Psychiaterin entwickelt er eine Masche des allwissenden Hellsehers (der heimlich mit Arzt-Geheimnissen gefüttert wird).
Natürlich fliegt unser Ikarus der Täuschung zu nah an der Sonne und verbrennt sich dabei nicht nur die Flügel. Der Weg nach unten ist steil und endet mit der besten Szene des Films, wenn ein sehr heruntergekommener Bradley Cooper als Bittsteller im Wagen eines Wanderzirkus-Besitzers sitzt und um einen letzten Job bettelt.Bis dahin ist aber insbesondere in der Zirkuswelt-Hälfte viel Leerlauf zu überstehen und ist auch die Thriller-Geschichte des zweiten Parts nicht so irre spannend, wohl weil die meisten Figuren leere Chiffren bleiben.

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BEING THE RICARDOS: Mir fehlt die übliche Spritzigkeit in Sorkins Dialogen und mir fällt es auch sehr schwer, mich für eine der beiden Hauptpersonen zu interessieren, die sich hinter dickem Akzent und Latin-Lover-Klischees (Javier Bardem) bzw. steifer Gesichtsmaske (Nicole Kidman) verstecken. Im Gegensatz zu “The Trial of the Chicago 7” (ein Netflix Original), den ich trotz seiner offensichtlichen Schwächen als überzogene Hollywood-Polit-Schau mochte, finde ich an “Being The Ricardos” (ein Amazon Original) eigentlich nichts, was mein Interesse für mehr als fünf Minuten hält.

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DUNE: Visuell überwältigend, lässt mir mein brutalistisches Herz lauter schlagen als es jeder Hans-Zimmer-Soundtrack könnte. Trotz zweieinhalb Stunden Spielzeit ist “Dune” eine einzige Exposition. Nie hatte ich das Gefühl, dass der Film zu sich kommt und zu erzählen beginnt, sondern immer nur dass er mir sagen will, dass BALD die eigentliche Geschichte losgeht. Andererseits: obwohl sich Villeneuve ja nun wirklich viel Zeit nimmt, alles herzuleiten: kann nicht sagen, dass mich hier der Imperator und die Harkonnens mit ihren smarten Polit-Moves total fasziniert hätten. Ich mein, alles ein wenig random oder? Warum noch mal nimmt der Imperator den Planeten überhaupt den Harkonnens weg, um ihn sich dann praktisch fünf Minuten nach Ankunft der Atreides gemeinsam mit den Harkonnen wieder zurückzubomben. Eh? (also nicht “eh?” im Sinn von “wie faszinierend komplex sind doch diese poltischen Winkelzüge”, sondern im Sinn von “hey, gesunder Imperatoren-Menschenverstand, hallo, jemand zuhause McFly?”).
Inhaltlich ist eine gewisse Leere nicht zu verneinen und “Dune” damit ohne seinen zweiten Teil auch gar nicht vollends bewertbar.
Es ist zu viel gut an “Dune”, um nicht von ihm fasziniert zu sein und zu viel leere Geste, um ihn zu lieben.

(Von den nominierten Filmen nicht gesehen bisher: “Drive My Car”, “Belfast”, “Licorice Pizza” und “King Richard”.)

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