Der vielleicht konventionellste / ‚kommerziellste‘ Film Fassbinders: „Lili Marleen“ erzählt die Geschichte der (fiktionalisierten) Sängerin Willie des (echten) Kriegsliedes „Lili Marleen“, das von Soldaten so heiß geliebt wurde, dass Willie (im Original Lale Anderson) zur begehrten Künstlertrophäe der Nazis aufstieg, Treffen mit Adolf himself inklusive.
Doch Willie war bereits zuvor in einen Juden verliebt und entscheidet sich nach kurzzeitigem Rausch des Ruhms dafür, die aus der Schweiz heraus operierende Résistance heimlich zu unterstützen (als Rebellenführer tritt RWF selbst auf, mit hochgestecktem Kragen und großem Schlapphut wie eine Karikatur des Klandestinen verkleidet) und schmuggelt auf ihrer Konzerttour einen geheimen Film über die Gräuel der Nazis in die freie Welt.
Melodram, Schlager, Weltkrieg, persönliche Tragödien und allumfassende Vernichtung, alles von Fassbinder in gute 130 Minuten gepackt. Nach zähem Beginn zieht Fassbinder alle Register und spitzt zu, wo nur möglich.
Besonders beeindruckt haben mich die wiederkehrenden Szenen, wenn der Song „Lili Marleen“ vorgetragen wird und Fassbinder zur Vermeidung jeden Soldatenkitsches immer wieder in Bebombungen und Erschießungen schneidet, den Schmelz des Songs mit der Härte der Welt konfrontiert.
Wie Fassbinder es hier schafft, die mediale Manipulation des Naziregimes wirken zu lassen und gleichzeitig ihre Entzauberung mitliefert – allein dafür ist „Lili Marleen“ schon sehenswert.