Subtilität war noch nie Ruben Östlunds Stärke und in „Triangle Of Sadness“ geht er erst recht den offensichtlichsten Weg. Seine Kritik am exzessiven Leben der Überreichen erinnert mich an Bart Simpsons altes Diktum „making teenagers depressed is like shooting fish in a barrel“. Ähnliches gilt auch hier: die Inszenierung des Überfluß der verwöhnten Oberschicht auf einer Luxusyacht ist nun nichts, was man nicht eh schon gedacht hatte.
Sein „Triangle Of Sadness“ zerfällt in drei Teile: zunächst das Leben auf der Yacht, dann eine Kotzkomödie beim Captains Diner, um letztlich nach einem Schiffbruch auf einer einsamen Insel die Rollen vertauschen zu lassen, denn natürlich ist hier die Unterschicht, die bereits im normalen Leben lernen musste, mit ihrer eigenen Hände Arbeit zu überleben, auch fern der Zivilisation besser geeignet, die richtigen Kniffe zu kennen als der alternde russische Oligarch und die junge Insta-Influencerin.
Am interessantesten wird „Triangle of Sadness“, wenn man über seine politische Idee diskutieren will: ganz offensichtlich ist Östlund ein großer Zyniker, der nicht an ein besseres Leben durch andere politische Strukturen glaubt. Exemplarisch lässt er den russischen Oligarchen (im Kommunismus aufgewachsen, aber im Kapitalismus reich geworden) und seinen Yachtkapitän (politisch ein Salon-Kommunist, aber mit der linksliberalen Schuld, dennoch als kapitalistisches Rädchen zu arbeiten) betrunken politische Plattitüden austauschen, als wären Woody Harrelson und Zlatko Buric lebende Kalendersprüche aus dem „Polit-Aphorismen 101“-Laden.
Im dritten Akt wiederum versetzt er die Gestrandeten aus der Working Class in die Position der Handelnden und damit Befehlenden – zeigt aber eben keine gelernte Solidarität in der Arbeiterschaft, sondern im Gegenteil genau das gleiche Ausnutzen der Situation wie zuvor bei den Reichen auf der Yacht. Selbst die Gender-Rollen sieht Östlund als austauschbar und als reines Machtkonstrukt. Der Mann ist nicht per se dominierend und ausnutzend, sondern der/die Machtvolle nutzt den/die Unterlegenen aus.
Das ist womöglich auch der Grund, warum Östlund so viel Abneigung gerade von linker Seite entgegenschlägt, weil er nicht an eine Besserung durch Änderung glaubt, sondern jedem – arm wie reich, Mann wie Frau – den gleichen Egoismus und das identische Machtstreben unterstellt. Geld ruled die Welt und wer immer es hat, wird nach Beherrschung anderer suchen.