Es beginnt im grellen Licht des Zirkus und endet im tiefsten Schwarz. Dazwischen liegt die Reise eines Esels durch das Polen, das Europa der Gegenwart.
Ein Road-Movie der Niederschläge: Von feierlichen Scheuneneröffnungen mit Blaskapellmusik und Bier zu wilden Fußball-Hool-Schlägereien, von Tierschützern zu Tierquälern, von Arm zu Reich wandert der Esel EO auf seinem großen Weg. Die Menschen, denen EO auf seiner Reise begegnet, nehmen wir flüchtig wahr und gewinnen einen kurzen Einblick in ihr Schicksal, das zumeist nicht mehr Freude verspricht als das des von A nach B und C geschubsten Esels.
Trotz der offensichtlichen Verwandtheit zu Bressons „Au Hasard Balthazar“ überschreitet der polnische Altmeister Jerzy Skolimowski die starren Grenzen des Bressons’schen Weltentwurfs, auch wenn sein „EO“ sicher kein Fest der Fröhlichkeit ist. Aber Skolimowski fühlt sich mehr in den Esel selbst als Protagonist ein, wohingegen Bressons Balthazar nur Katalysator für seine Umwelt war. Dabei gelingt Skolimowski der erstaunliche Spagat zwischen Realismus und Phatasmagorie, wenn er manche Szenen in ein andersweltliches, grelles Rot taucht und mit seiner Kamera durch die Wälder fliegt. Vor allem des Esels erster Ausbruch und sein anschließender Gang durch die verstörende Freiheit eines dunklen, düsteren Waldes düfte zu den bestinszenierten Szenen des ganzen Filmjahres gehören.