7inch #recordoftheday
Adriano Celentano – Prisencolinensinainciusol / Disc Jockey
1972, Ariola / Charts: D: #46 / F: #6 / ITA: #5
Adriano Celentanos paneuropäischer Hit (Top-Ten in Frankreich, Italien, Belgien und Niederlande) von 1973 ist eine schöne Kuriosität. Der unausprechliche Songtitel „Prisencolinensinainciusol“ bedeutet nämlich: nichts.
Dahinter steht die leicht verrückte Idee, dass Celentano einen englischklingenden Song veröffentlichen wollte, ohne aber wirklich englischsprachige Lyrics zu schreiben. So ist der Text von „Prisencolinensinainciusol“ einfach Kauderwelsch, soll aber für unbedarfte Ohren nach englisch klingen, übrigens: englisch mit amerikanischem Akzent! Wie der britische Guardin dazu anmerkte: „the Dylanesque vocals are pure gibberish from start to finish – putting them in a similar category to much of Bob Dylan’s own work from the 80s onwards“.
Eric Pfeil nennt diesen Ansatz in seinem Buch über italienischen Pop „einen ganz besondere Dreh, dem Weltgeist die Hosen herunterzulassen. Celentano diagnotiziert einen universellen Kommunikationszusammenbruch, auf den, so ist er überzeugt, künstlerisch nur mit einem Lied zu antworten sei, dessen Text keinerlei Bedeutung hat (…) Celentano singt hier in lingua celentana“.
Musikalisch basiert „Prisencolinensinainciuso“ vor allem auf seinem galoppierendem Beat, den Pfeil als „Proto-Hiphop, Innovation durch Firlefanz“ bezeichnet. Das Lied selbst wird an den unwahrscheinlichsten Stellen in der Popkultur der kommenden Jahrzehnte referenziert – ich selbst habe es durch einen Einsatz in der Serie „Fargo“ entdeckt, Ian Dury nimmt in seinen ebenfalls nur entfernt sinnstiftenden Lyrics zu „Reasons To Be Cheerful“ deshalb Bezug auf Celentano („Saying okey-dokey, sing-a-long a Smokie / Coming out of chokie /John Coltrane’s soprano, Adie Celentano / Beuno Colino“) und der amerikanische Komiker James Adomian interpretierte in seiner Rolle als Philosoph Slavoj Zizek den Song neu: