vonChristian Ihle 03.03.2023

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Rocky (1976, Regie: John G. Avildsen)
bei amazon prime

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Obwohl ich fast alle Fortsetzungen der Rocky-Reihe gesehen habe, war der Beginn der ganzen Chose bis jetzt eine leere Seite in meinem Filmtagebuch. Interessant ist an diesem ersten „Rocky“-Teil vor allem die starke New-Hollywood-Färbung und wie sehr Rocky, erster Teil, noch ein Film von unten war, wie rauh und erstmal wenigen Konventionen folgend. Auch die eigentlich zu erwartenden Versatzstücke – die Trainingsmontage, der große Schlußfight – die später zu Klischees in jedem Boxfilm wurden, sind bei weitem nicht so sehr im Zentrum, wie man es erwarten würde. Was sogar so weit reicht, dass selbst der Moment des Triumphs nicht ausgekostet wird, sondern von einem zwischenmenschlichen Augenblick in den Hintergrund gedrängt wird.

Wie später auch bei „Rambo“ ist es wirklich erstaunlich, den Ursprung des Mythos zu sehen und zu merken, wie stark die – viel schwächeren! – Sequels heute das Bild der Figur bestimmen und die rauhe, ernsthafte Geburt in der kollektiven Erinnerung praktisch ausgelöscht ist.

That said, „Rambo: First Blood“ ist der viel stärkere Film, denn die Regie von John G. Avildsen ist im ersten Rocky-Teil schon recht ruckelig, der Sound muffig, die Schnitte manchmal (unabsichtlich) irritierend. (6/10)

Der wunderbare Mr Rogers (2019, Regie: Marielle Heller)
bei freeve (= kostenlose amazon prime Version)

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Eigentlich für den deutschen Markt eher unzugänglich, ist die zentrale Figur doch ein Kinderfernsehen-Opa (gut gespielt von Tom Hanks) aus dem amerikanischen TV. Deshalb ist aber die Struktur des Films durchaus raffiniert, nutzt sie Mr Rogers nur als „framing device“ und erzählt die Geschichte einer Familientragödie, seelischen Verletzungen und der Entfremdung von Eltern und ihren (erwachsenen) Kindern.

Das ist durchaus nett, mir aber in seiner letztlich erwartbaren Feelgoodigkeit auch zu nicey-nice. (5/10)

Guerrilla: The Taking of Patty Hearst (2004, Regie: Robert Stone)
auf youtube in Gänze

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Eine der großen Geschichten des Politik/Popkultur-Schnittbereichs: die Entführung der Hearst-Enkelin Patty (deren Großvater ungewollte Vorlage zu „Citzen Kane“ war) durch die Symbionese Liberation Army (weiße Berkeley Studenten mit ideologischen Black-Panther-Ambitionen).

Kurioser Wendepunkt der Geschichte: als Patty Hearst nach ein paar Wochen vom Entführungsopfer zum Symbionese Liberation Army – Mitglied wurde und gegen die Unterdrückung von Schwarzen, Armen und Linken zu kämpfen begann.

Diese Doku zeichnet mit viel Originalaufnahmen und den damals an die Presse verschickten Tonbändern der Symbionese Liberation Army diese wilde Geschichte nach. Robert Stones Doku kann zwar keine Patty Hearst als talking head aufweisen, aber dafür etliche der alten Liberation Army – Mitglieder, die zum Großteil recht vernünftig ihre damaligen Taten und Einstellungen besprechen.

Stone kommentiert nicht aus dem Off, sondern lässt die damaligen Bilder und die heutigen Ex-Liberatistas reden. Doch wenn er am Ende das Schicksal der damaligen Lefties/Terroristen/Kommunisten/Studenten (take your pick) gegen das der Millionenerbin schneidet und deren neuerlichen Gefängnisaufenthalte gegen präsidentschaftliche Begnadigung der sich von der Army später lossagenden Patty Hearst aufrechnet, bekommt man schon den Eindruck, dass sein Herz eher nicht für die herrschende Klasse schlägt.

Bis auf den manchmal irritierenden (Metal?-)Musikeinsatz eine sehr unterhaltsame Doku, die natürlich vor allem von ihrer tollen Grundgeschichte lebt. (6/10)

Girls Girls Girls (2022, Regie: Alli Haapasalo)
im Kino

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Fresher Coming Of Age – Film um drei Girls, die alle nach etwas anderem in ihrem Leben suchen: den ersten Orgasmus, eine Bindung zur Mutter oder eben eine Teilnahme an der Eiskunstlaufeuropameisterschaft. Und was habt ihr mit 17 so gemacht?

„Girl Picture“ sprüht vor frechem Humor und spielt mit größter Selbstverständlichkeit die sexuelle Selbstbestimmung von jungen Mädels aus. Der finnische Teenager-Film lacht immer mit seinen Girls über ihre Missgeschicke und nie über sie.

Während Drehbuch und Inszenierung die Freundschaften hervorragend und lebendig einfangen, überzeugt dagegen die dramatische Wendung im letzten Drittel weniger, die nur der Zuspitzung halber zu entstehen scheint. Schade, ansonsten ein toller Coming Of Age – Film mit drei überzeugenden Schauspielerinnen in den Hauptrollen. (6/10)

Sherlock Jr (1924, Buster Keaton)
in der arte Mediathek, sowie amazon prime und plex

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Sicherlich für die damalige Zeit mit seinem Film-im-Film-Konstrukt raffiniert geschachtelt und mit einigen phänomenalen Stuntchoreographzien im Schlußteil, aber im Vergleich zum kürzlich gesehenen Buster-Keaton-Film „Seven Chances“ fällt „Sherlock Jr“ doch etwas ab.

Wundert mich etwas, dass ausgerechnet „Sherlock Jr“ ein so gefeierter Keaton-Streifen ist (u.a. in der Sight & Sounds Jahrzehntwahl gerade auf #54 gelandet), ist doch bis auf die Verfolgungsjagd am Ende hier wenig von der manischen, kinetischen Energie Busters zu finden. Und es steht ja wohl außer Frage, dass die wilden Jagdszenen immer das beste an Buster Keatons Filmen ist. (6/10)

Ladykillers (1955, Regie: Alexander Mackendrick)
bei arthaus sowie zur Leihe bei allen üblichen Anbietern

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Was man schnell erkennt: dieses Original zur Coens-Cover-Version (2004, mit Tom Hanks) ist dem Remake weit überlegen. Insbesondere die erste Hälfte des Films, wenn sich eine Bande Ganoven mit großem Plan, kleinem Herz und machen Schusseligkeiten zur Tarnung bei einer alten Dame einnisten, ist ziemlich amüsant. Nachdem die ganze Chose aufgedeckt wird und der „Kampf“ zwischen Oma und Gangstern offen zu tage tritt, verliert sich „Ladykillers“ etwas im Repetitiven. Beinah kriminell ist auch, wie wenig der Film mit Peter Sellers, einem der größten Komödianten der Kinogeschichte, anzufangen weiß.

Dennoch: eine nette britische Komödie der Mitt50er, die vielleicht nicht ganz ihren Glanz bis heute behalten kann. (5/10)

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