vonChristian Ihle 31.05.2023

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Amsterdam (2022, Regie: David O. Russell)
auf Disney+

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Lässt selbst mich mit meiner langjährigen David-O-Russel-Abneigung verblüfft zurück, was „Amsterdam“ für ein Rohrkrepierer geworden ist.

Welch Aufwand und was für eine Besetzung (3 Oscar-Gewinner und weitere 3 Oscarnominierte! 80 Millionen Budget!) für eine völlig konfus erzählte Geschichte, die nie den richtigen Ton trifft und irgendwas zwischen Agentenparodie und Kriegsdrama, Versehrtentragödie und Slapstick sein möchte.

Selbst Christian Bale verliert sich in völligem Overacting, von Rami Malek und Co mal ganz zu schweigen. Dass ich nie wirklich verstanden habe, was mir „Amsterdam“ eigentlich erzählen möchte, kommt noch hinzu.

Was soll das alles? (2/10)

No Way Out: Gegen die Flammen (OT: Only The Brave, 2017, Regie: Joseph Kosinski)
auf amazon prime

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Joseph Kosinskis Waldbrandkämpfer-Streifen nach realen Geschehnissen spielt anfangs wie ein Kriegsfilm: Rekrutierung, Drill, Locker Room Talk, Zusammenschweißung, heroische Auf-in-den-Kampf-Mentalität. Josh Brolin gibt als Vater der Kompanie das rauhbeinigsten Rauhbein der Welt, mit Herz natürlich.
Das ist in all seiner schnauzbärtigen Männlichkeit manchmal durchaus anstrengend und so dauert es schon seine Zeit, bis „Only the Brave“ Wirkungstreffer setzen kann. Aber die letzte halbe Stunde ist von bemerkenswerter Intensität, die ich so nicht mehr erwartet hatte.
Zudem gelingt es Kosinski gut, die Wucht der Waldbrände einzufangen und in erschreckendem Realismus zu zeigen. (6+/10)

Comsic Sin (2021, Regie: Edward Drake)
auf amazon prime

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Science-Fiction aus dem untersten Videoregal – dabei beginnt einer der letzten Bruce-Willis-Filme (& mein 89., den ich mit ihm gesehen habe) noch recht ordentlich, wenn der gute Bruce als Tough Guy in eine Bar gebeten wird, um dort bei Schnaps und Bedienrobotern wieder als Söldner für einen Einsatz gegen Außerterrestrische angeworben zu werden.

Doch von da an geht’s bergab: die Geschichte ist konfus, die „Science Fiction“ Settings zumeist in einer Garage oder einem Hangar gedreht und die Außerirdischen eine Mischung aus Allem, was B-Movies die letzten 50 Jahre verwurstet haben: Zombies, Gestaltwandler und WoW-Hühnen, WTF?

Die Dialoge so cringe, dass Markus Söder cool wirkt –
die Machismen so outdated, dass Friedrich Merz progressiv wirkt. (2/10)

Dunckel (1998, Regie: Lars Kraume)
in der ZDF Mediathek

Lars Kraumes Debütfilm „Dunckel“ erschien damals in der Reihe „Kleines Fernsehspiel“ im ZDF und wird derzeit in der Mediathek anlässlich des 60. Jubiläums der Reihe bereitgehalten, wie auch beispielsweise Petzolds erster Film „Pilotinnen“.

Kraume erzählt mit einer starken Besetzung aus Florian Lukas, Oliver Korittke & Sebastian Blomberg von drei Brüdern und einem Banküberall gone very very wrong. Nachdem wir recht unvermittelt in das Geschehen geworfen werden, zeichnet Kraume die Wege der drei nach dem Überall nach: Lukas versucht sich angeschossen nach Polen abzusetzen, Korritke als Loser der Familie provoziert die eigene Festnahme aus Trauer über das eigene verpfuschte Leben und Blomberg als Anführer und Ersatzvater schwankt zwischen Eigennutz und die Brüder aus der Scheisse holen. Das ist atmosphärisch dicht erzählt und trifft emotional vor allem in Korritkes Erzählstrang auch ziemlich hart. Sind die beiden anderen Brüder nicht so richtig ausformuliert, bekommt man durch Korritke die ganze Breitseite eines Lebens am Rand mit – von der vergeblichen Suche nach Vaterliebe zum eigenen Versagen als Papa eines kleinen Kindes und der tiefen Trauer über ein Leben, das sich nie ausgegangen ist. (2/10)

Martin Eden (2019, Regie: Pietro Marcello)
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Über zwei Stunden erzählt Pietro Marcello vom Werdegang des Martin Eden. Vom einfachen Seemann über den aufrührerischen (individualistischen) Sozialisten zum gefeierten Literaten ist „Martin Eden“ eine Geschichte über die Widersprüche eines Lebens und das damit einhergehende, ständige Sich-Fehl-Am-Platz-Fühlen.

So zusammengefasst klingt Marcellos Film eigentlich wie gemacht für mich, nur habe ich nie auch nur irgendeinen Zugang zu dieser Parade an Unsympathen gefunden, die alle ständig mit allem unzufrieden sind und dies gern in Overacting kund tun. Die Performance von Luca Marinelli in der Titelrolle scheint hier auch zu polarisieren: für mich einfach zu grell und zu unbegründet, wie ständig Ausbrüche von Stimmungsschankungen geschehen, für andere scheinbar ein Meisterwerk der Schauspielkunst.

Ein anstrengender, sprunghafter Film, der seine Positionen für mich nie nachvollziehbar kommuniziert, und am Ende das Bild eines ewigen Unzufriedenen über lange zwei Stunden zeichnet.

Mona Lisa (1986, Regie: Neil Jordan)
auf amazon prime

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Ein gutes Ende am Brighton Pier und eine schön brodelnde Performance von Bob Hoskins als Rauhbein mit Herz retten leider nicht das sonst orientierungslos durch den sleazy Londoner Untergrund mäandernde Krimidrama von Neil Jordan.

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