Weird: The Al Yankovic Story (2022, Regie: Eric Appel)
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Unterhaltsamer als gedacht ist dieses „Weird Al“ Yankovic Biopic, das im Grunde eine Musik-Biopic-Parodie ist, die nur auf Yankovic fußt. Ganz offensichtlich haben der schnauzbärtige Minipli-Träger (hier überraschend überzeugend gespielt von Daniel Radcliffe) und Regisseur Eric Appel insbesondere die glattgebügelte Queen-Hagiographie aufs Korn nehmen wollen. Schöner Move außerdem, völlig random Madonna zur Freundin von Yankovic zu erfinden, die sich dann als das hinterhältigste, karrieregeilste Biest von allen entpuppt. Lediglich den Dschungelkrieg-Exkurs zu Oberfan Pablo Escobar hätte man sich dann doch schenken können.
P.S.: Leider nicht im Film enthalten: Yankovics „Pretty Fly For A Rabbi“ Song. (6/10)
Creed III (2023, Regie: Michael B. Jordan)
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Im Herzen des dritten Teils der „Rocky“-Nachfolgeserie „Creed“ ist ein besonderer, wenn auch überspitzter Konflikt: diesmal geht’s nicht um die Boxehre, ums von Unten-nach-Oben-Kämpfen oder gar um Kapitalismus-v-Kommunismus, sondern um Verletzungen der Jugend und den darausfolgenden Rachedurst. Deshalb ist „Creed 3“ gerade in einer ersten Hälfte erstaunlich arm an Boxszenen (eine Art Rückkehr zum Ur-„Rocky“!), aber dafür reich an zwischenmenschlichen Konflikten.
Das ist immer dann stark, wenn sich Hauptdarsteller Michael B. Jordan in seinem Regiedebüt auf das Wiedertreffen und die sich langsam anbahnende Konfrontation zwischen seinem Adonis Creed und dem alten, aus dem Gefängnis entlassenen Jugendfreund konzentriert, der mit brodelnder Wut und bösem Charisma von Jonathan Majors gespielt wid (damit nach „Ant-Man“ zum zweiten Mal in kurzer Folge das Beste an einem großen Mainstream-Film). Sämtliche Exkurse sind allerdings auch genau das: unnötige Abweichungen vom geraden Storyweg, egal ob es sich jetzt um die schwerkranke Mutter oder die taubstumme Tochter handelt.
Gegen Ende muss „Creed 3“ dann aber natürlich die Klischeekarten spielen. Die Trainingsmontage ist so absurd überhöht, dass ich mich kurz in einer Z/A/Z-Variante von „Rocky“ wähnte, und der Schlußfight bei weitem weniger stark inszeniert als ein vorheriger Boxkampf, der die Geschichte so richtig ins Rollen brachte. So bleibt ein okayer Film, der zu Beginn noch wie ein Anwärter auf die aktuelle Boxfilmweltmeisterschaft wirkte. (5/10)
Blood & Gold (2023, Regie: Peter Thorwarth)
auf Netflix
Ein deutscher Weltkriegswestern im Gewand von B-Movie-Naziploitation, mit voller Freude von Peter Thorwarth und Crew ausgespielt, aber weniger überzeugend als sein vorheriger Netflix-Überraschungshit „Blood Red Sky“.
Mit dem mehrfachen Rhönrad-Weltmeister (no joke) Robert Maaser findet Thorwarth seinen Eastwood und stylt ihn auch dementsprechend mit strubbeliger Tolle und Dreitagebart. Im Hintergrund singt die Mundharmonika, während vorne die Action überwiegend gut inszeniert und ordentlich in your face ist. Hier zeigt Thorwarth, dass er eben mehr kann als deutschen Fernsehlook – mehrfach lässt „Blood & Gold“ erkennen, dass er sich stilistisch lieber an den Großmeistern orientiert, beispielsweise an Peckinpahs „Steiner“ in der Bauernhof-Szene.
Die selten fesselnde Geschichte um Nazis auf der Jagd nach Juden-Gold sowie einem Fahnenflüchtling ist eher lästiges Beiwerk und ein emotional ergreifender Moment gelingt erst ganz am Ende bei der Heimkehr von Soldaten, wenn Marlene Dietrich dazu ihr unvergessliches „Sag mir wo die Blumen sind“ singt. (5/10)
Who Killed Teddy Bear? (1965, Regie: Joseph Cates)
auf Plex und Youtube
Düsterer, stylisher Stalking-Thriller, der nach der Hälfte sein „Whodunnit“-Konzept aufgibt und sich zu einem Psychogram geschundener Seelen entwickelt.
Regisseur Joseph Cates nimmt sich viel Zeit und fängt atmosphärisch stark die Sleazyness des alten New Yorks ein (beispielsweise in einer Szene, in der er mit seinem Stalker-Protagonisten minutenlang durch die Sex- und Perversionsregale eines Buchladens flaniert).
Durch die frühe Auflösung der großen Frage des „Wer“ nicht ganz spannend bis zum Ende, aber als für seine Zeit erstaunlich transgressiver Film ein sehenswertes Weirdo-Exemplar der Mitt-60er. (6+/10)
Don’t Breathe 2 (2021, Regie: Rodo Sayagues)
auf Netflix
Angesichts der Vorfälle in Teil 1 sicher moralisch fragwürdig, dass „Don’t Breathe 2“ sich emotional mit dem Villain des ersten Teils verbündet und natürlich ist vieles an der Herleitung des Plots gut absurd.
Andererseits ist „Don’t Breathe 2“ aber eben auch mit hohem Anschlag inszeniert und von zum Teil erstaunlichem Fiesigkeitsgrad, so dass er als reiner Horrorfilm effektiv genug ist, um mich gut zu unterhalten. (6/10)
Halloween Kills (2021, Regie: David Gordon Green)
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Sicher die schwächste Folge aus der Halloween-Reboot-Trilogie, die im darauffolgenden „Halloween Ends“ dann doch noch die Kurve zu einem sehenswerten Schluß der Erzählung bekommt.
„Halloween Kills“ dagegen setzt zwar dem Namen entsprechend auf viele Tote, ist dabei aber nicht immer überzeugend. Eine Metzelei zwischen Michael Myers und einer Staffel Feuerwehrleute fühlt sich für den Maskenmann out of character an und die politische Allegorie auf Mob-Kultur ist keine gute Idee. Sie wirkt in sich nicht schlüssig und steht deshalb wie ein Fremdkörper im Film.
Das Ende ist wie gehabt doof, weil eben mal wieder die Quasi-Unsterblichkeit von Myers übertrieben wird. (4/10)
Tyler Rake: Extraction 2 (2023, Regie: Sam Hargrave)
auf Netflix
Wie in Teil 1 ist auch diesmal das von Joe & Anthony Russo geschriebene Drehbuch die Schwäche von „Tyler Rake“, aber technisch sind die Actionszenen eine Liga besser.
Insbesondere die (getrickste) One Shot Plansequenz ist schon ein ziemlich phänomenaler Ritt aus einer georgischen Gefängnismassenschlägerei über eine Autoverfolgungsjagd bis zu einem James-Bond-esquen Zugfight.
Klar, irgendwie White Boy „The Raid“, aber dafür schon top. (5+/10)
Pappa ante Portas (1991, Regie: Vicco von Bülow)
auf Netflix
Wie „Ödipussi“ hat auch Loriots anderer Kinofilm „Pappa Ante Portas“ seinen Humor erhalten.
Wie gehabt sind Loriots stärkste Momente, wenn er die Steifigkeit der alten BRD in neue Settings überführt und sei es wie diesmal nur bei der verzweifelten Suche eines Managers nach einem Platz im Leben, als er in den vorzeitigen Ruhestand versetzt wird. Wenn Loriot nun mit seinen Skills als Einkaufsleiters eines Großbetriebs daheim die Haushaltsbesorgungen übernimmt und in der Metzgerei von nebenan aufschlägt, ist das Ergebnis vielleicht absehbar, aber deshalb nicht weniger irre komisch („Mein Name ist Lohse. Ich kaufe hier ein!“). Ebenso die trockenen Dialoge zwischen Herrn und Frau Lohse, in denen Evelyn Hamann ihre Verzweiflung darüber, nun auch den Tag des Lebensabends mit ihrem Mann verbringen zu müssen, wirklich in jedem Gesichtszug abzulesen ist („Heinrich, was machst du denn hier?“ – „Ich wohne hier!“ – „„Aber doch nicht jetzt, um diese Zeit!“).
Hätte Hape Kerkeling zudem nicht im gleichen Jahr den „HURZ!“-Sketch veröffentlich, ich würde wetten, dass Loriots „Kraweel“-Dichter die Inspiration gewesen wäre. (7/10)
* Neunterfolgreichster Film des Jahres 1991 in Deutschland mit 3,4 Mio Zuschauern