vonChristian Ihle 16.10.2023

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Polite Society (2023, Regie: Nida Manzoor)
im Kino

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Ein wunderbar frecher, wilder Film, der „Kick It Like Beckham“ mit „Scott Pilgrim vs. The World“ verheiratet – und besser als beide ist!

Eine Geschichte von zwei Schwestern, ein Film über Rebellion, ein Heist, eine Martial Arts Feier, eine Coming Of Age Komödie – alles drin in „Polite Society“:
Die junge Ria (Priya Kansara, toll) ist schockiert, als ihre ältere, bisher immer als rebellisches Vorbild herangezogene Schwester Lena (Ritu Arya, noch toller) sich auf einmal den Konventionen des Elternhauses beugt und einer vermittelten Heirat zustimmt. Ria setzt alles daran, die aus ihrer Sicht falsche Verbindung zu torpedieren, und fällt von einer peinlichen Situation in die nächste.
Doch am Ende hat sie natürlich recht und die Liebe unter Schwestern wird nach einem wilden Martial Arts Spektakel wichtiger als Geld, Ehre und sonstiger Quatsch.

Und aus den Boxen dröhnt zum Abschluß „Identity“ von X-Ray Spex!

Guardians of the Galaxy Vol. 3 (2023, Regie: James Gunn)
auf Disney

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Hey, Bock auf die Origin-Story eines sprechenden Waschbären mit einem Produktionsbudget von 250 Millionen US-Dollar?

So absurd die Frage klingt, ist es dennoch James Gunns beste Idee seit seinem ersten „Guardians Of The Galaxy“-Film.

Tatsächlich ist nämlich die Backstory des Waschbären Rocket das Herz des Films und weckt echte Emotionen, was im Marvel Universum ja eine Seltenheit ist. Das genügt immerhin schon um – mit Ausnahme des letzten Spider-Man-Films – das beste Marvel-Movie seit „Black Panther“ zu werden, auch wenn in „Guardians Of The Galaxy“ nicht alles glänzt. Die meisten Plotpunkte, die sich nicht um die Backstory von Rocket drehen, sind eher öde und am Ende ermüdet das übliche CGI-Dauerfeuer erneut.

Immerhin ist das Creature-Design diesmal wirklich bemerkenswert originell. Angemessen für einen Film, der sich wenig verklausuliert auf die Seite von Animal Rights Aktivisten schlägt.

Die Aussprache / OT: Women Talking (2022, Regie: Sarah Polley)
auf Amazon Prime

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Jedenfalls kein Etikettenschwindel: „Women Talking“ ist 104 Minuten Frauen beim Reden zuzuschauen.

Das sorgt für eine wenig filmische Erfahrung und mehr als einmal dachte ich mir, dass „Die Aussprache“ als Theaterstück wohl besser geeignet wäre. Andererseits verhandelt Sarah Polleys Verfilmung eines Buchs von Miriam Toews durchaus spannende Positionen, wenn die versammelten Frauen eine Antwort darauf finden müssen, wie sie mit der gewalttätigen Unterdrückung umgehen wollen, die ihnen die Männer in ihrer Kolonie zufügen. Interessanter hätte ich es allerdings gefunden, wenn Polley/Toews auch noch eine Gegenposition zur Diskussion zugelassen hätten, so dass sich die Unterhaltung nicht ausschließlich um „bleiben und kämpfen“ vs. „die Kolonie verlassen“ dreht, denn die Zuspitzung auf nur diese beiden Punkte nimmt „Women Talking“ etwas von seiner Dringlichkeit.

Ghostbusters: Legacy (2021, Regie: Jason Reitman)
auf Netflix

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Immerhin keine Katastrophe wie das zum Glück von der Filmhistorie in der Zwischenzeit verschämt vergessene „Ghostbusters“-Reboot von 2016, aber leider mehr eine „Goonies“-Neuauflage mit angeklatschtem „Ghostbusters“-Framework als eine wirkliche Neuerfindung eines der besten Blockbuster der 80er.

Nach ordentlichem Beginn, der geschickt den Ur-„Ghostbusters“-Inhalt einbaut ohne dem Zuschauer alles ganz dämlich einzeln vorzukauen, verendet „Ghostbusters: Legacy“ leider als krude Mischung aus Kinderfilm und CGI-Gruselkabinett.

Wenn man wie ich eine Aversion gegen siebengscheite Kinder hat, ist dieser Film die Hölle. Insbesondere der pfiffige Sidekick mit den Namen Podcast (i kid you not!) hätte bei mir ständigen Stubenarrest erhalten. Die überintelligente Tochter, die wie eine misslungene Mainstream-Kiddie-Version von „Daria“ spielt, ist auch schwer zu ertragen. Finn Wolfhard, der als real life 19jähriger einen völlig unglaubwürdigen 15jährigen spielt, der sich als 17jähriger ausgibt, importiert „Stranger Things“-Vibes, macht aber dadurch auch klar, dass „Ghostbusters: Legacy“ eben nie der Spagat zwischen Reminiszenz, Nostalgiefeier und Ins-Jetzt-Holen gelingt.

Erfolgreichster Film des Jahres 2021:
* in D: #34 mit 0,3 Mio Zuschauern
* in USA: #10 mit 129 Mio $

Liebe geht durch den Magen (2014, Regie: Patrick Osborne)
auf Disney

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Dialogfreier Animationsfilm, der gelungen die Lebensgeschichte eines Herrchens aus der Sicht seines Hundes erzählt.
Anfangs flott, dann anrührend.
Gewinner des Oscars für Besten Animierten Kurzfilm 2014.

Verachtung (2018, Regie: Christoffer Boe)
auf amazon prime

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Ein weiterer der schwer auseinander haltbaren Jussi Adler-Olsen – Krimis (Erbarmen, Schändung, Erlösung, Verachtung…), erneut seltsam unspannend erzählt. Auch wirkt die Grummeligkeit des Detectives immer aufgesetzt, wie aus dem Baukasten für Nordic Noir Ermittler. Immerhin nicht ganz so öde wie „Schändung“ und „Erlösung“, aber Meilen entfernt von Serienschwestern wie „The Killing“ oder „Die Brücke“.

Believer (2018, Regie: Lee Hae-young)
auf amazon prime

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Das koreanische Remake von Johnnie Tos „Drug War“ (Review: hier) überzeut vor allem durch seine stylische Kamera und spielt sein Katz-und-Maus-Spiel gelungen, aber auch etwas hysterischer als im Hongkong-Original aus.

Eine unterhaltsame Räuberpistole um die Suche nach einem großen Gangster im Hintergrund, den niemand je gesehen hat. Keyser Soze, he ain’t – aber dennoch mitreissend genug.

Teufel in Blau (1995, Regie: Carl Franklin)

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Neo Noir, der wirklich alle Noir-Regel auf 11 zieht: die undurchsichtige Femme Fatale, der überforderte Privatdetektiv, der Off-Kommentar, die labyrinthinische Erzählung, die politischen Verwicklungen, Los Angeles.

Als frisches Element führt Carl Franklin allerdings einen Rassismus-Subtext ein, der den Film wie einen roten Faden durchzieht. Denzel Washington ist dadurch eben bei den üblichen Verwicklungen mit der Polizei noch gefährdeter als das ein Jack Nicholson in „Chinatown“ gewesen wäre und selbst die große, durchaus tragische Lösung am Ende wird bestimmt von der Frage nach der „richtigen“ Hautfarbe.

Seine Entstehungszeit kann „Devil in a Blue Dress“ leider nicht ganz verneinen, denn 1948 ist hier schon durch die Glanz-Brille der Mitt90er gefilmt

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