Die Todesschwester (2023, Regie: Paco Plaza)
Netflix
Erfreulich gelungener Netflix-Nonnen-Horror von Paco Plaza (der damals mit Balagueró „REC“ gedreht hatte).
Zwar eine klassische Geschichte – vergangenes Unrecht wird aus dem Jenseits heraus gerächt – mit viel Gekreische und Albtraumvisionen, aber erstens visuell immer wieder stark umgesetzt und zweitens mit einem Willen zur Transzendenz, der „Die Todesschwester“ über die „Conjuring“s dieser Welt erhebt.
Erstaunlich, wie Plaza sogar ein Schluss gelingt, der nicht nur in Topfschlagen und Hokuspokus mündet, sondern die Geschichte zu einem runden Ende führt. (7/10)
The Amityville Horror (1979, Regie: Stuart Rosenberg)
Amazon Prime
Einer der großen Blockbuster des Horror-Genres, 1979 sogar der zweiterfolgreichste Film des Jahres in den USA* (hinter „Kramer vs Kramer“, aber vor „Rocky II“ (#3), „Alien“ (#5) und „Apocalypse Now“ (#6)).
Aus heutiger Sicht lässt sich das wohl hauptsächlich auf die Just-in-Time-Produktion zurückführen, da „Amityville Horror“ einen damals aktuell diskutierten Fall eines „realen“ verhexten Hauses auf die Leinwand brachte. Denn aus filmischer Perspektive stellt sich „Amityville Horror“ doch eher wie ein TV-Movie dar, das mit einigen Längen über seine zwei Stunden Spielzeit von den ungewöhnlichen Vorkommnissen in diesem Gebäude berichtet. Seine stärksten Momente hat Stuart Rosenbergs Film dabei im ersten Drittel, wenn bei einer Hausbegehung der künftigen Besitzer vergangene Morde an diesem Ort gegengeschnitten werden und so eine wirklich unangenehme, weil sehr trocken-direkte Wirkung gelingt. Je mehr Hokuspokus Rosenberg aber in der Folge zufügt, desto schwächer wird die Geschichte.
Heute mehr als Kuriosum für einen ganz bestimmten Horror-Hype einer Zeit sehenswert denn als echter Nägelkauer, aber mit durchaus bemerkenswerten Sequenzen zwischendurch.
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* interessanterweise war der Hype hierzulande damals wohl überhaupt nicht vorhanden, ist „Amityville Horror“ doch nur als 40.erfolgreichster Film des Jahres (1980) in Deutschland gelistet mit 650.000 Zuschauern. (6/10)
The Conjuring 2, (2016, Regie: James Wan)
Amazon Prime
„Conjuring 2“ liefert, was bestellt wird: Haunted House Grusel, Jumpscares, erschreckende Masken und Gegenstandflieg-Hokuspokus.
Kurios ist allerdings, dass James Wans Film sich gleich zwei der berühmtesten „echten“ Verhextes-Haus-Geschichten der Welt nimmt (Amityville UND Enfield), erste aber sehr random nur anschneidet und seinen wirklich gruseligen Part dann aus einer erfundenen dritten Geschichte um eine Nonne zieht. Dementsprechend wirkt der Film so konfus strukturiert, dass mich im Nachhinein die Information, dass alle Nonnen-Szenen erst in Nachdrehs entstanden sind, nun nicht mehr wundert.
Als Film eigentlich ein Kuddelmuddel und mindestens hinsichtlich der Enfield-Geschichte eigentlich auch eine verpasste Chance (denn hier bietet die Original-Story doch wirklich genug Fleisch für einen rätselhaften Grusler!), aber auf seltsame Weise als Ganzes ein effektiver Horrorfilm. (6/10)
Emily the Criminal (2022, Regie: John Patton Ford)
Amazon Prime
Indie-Crime-Drama, das ganz offensichtlich den einen oder anderen Safdie-Brothers-Film zuvor gesehen hat, deren manische Nervosität aber nie erreicht.
Inhaltlich auch dank einer wie immer tollen Aubrey Plaza im Zentrum spannend genug, dass ich über die offensichtlichen emotionalen Manipulationen hinwegsehen kann. Schon klar, dass die schrecklichen Zustände der amerikanischen Working Class und im Besonderen das Problem einer Studentenschuldenfalle real sind, aber etwas weniger Direktheit in der Message wäre für mich auch ok gegangen. (6/10)
The Boogeyman (2023, Regie: Rob Savage)
Disney+
Leider (oder: zum Glück?) keine kunstvolle Re-Imagination von Ulli Lommels weirdem 1980er Überraschungshit gleichen Namens, sondern erneut ein Scheißfilm auf Grundlage einer Stephen-King-Geschichte.
In sich überhaupt nicht stimmig ist diese schlechte Variation von „It Follows“ der xte weitere Traumabewältigungshorror, der diesmal auch noch recht geschmacklos plötzliche Kindstot – Erfahrungen als Plottreiber nutzt.
Davon mal abgesehen, ist das „Böse“ hier viel zu manifestiert, zu real, zu sehr Alien aus anderer Welt als um sich greifende, unfassbare Bedrohung und so wird der letzte Akt auch zu einm großen handfestem Kampf in einem dunklen Keller, der besser zu einem Science-Fiction-Film gepasst hätte. (3/10)
Geistervilla (2023, Regie: Justin Simien)
Disney+
Ich weiß schon gar nicht, für welches Publikum dieser Film gedreht wurde: für Kinder ist das mit all den bösen Geistern natürlich zu gruselig, aber für Erwachsene dann eben doch *nicht* gruselig genug oder gar spannend. Humor ist eh nur in Spurenelementen vorhanden.
Ziemlicher Flop, der gerade so dank dreier schöner Performances von Rosario Dawson, Lakeith Stanfield & Danny DeVito von der Katastrophe gerettet wird. Braucht aber wirklich kein Mensch und kann mir auch NIEMAND vorstellen, der sagt: das ist genau mein Film! (3/10)
Mary (2005, Regie: Abel Ferrara)
amazon prime
„Catholic Guilt“ und die Suche nach Erlösung (oder Verzweiflung daran) fährt ja in Abel Ferrara Filmen immer auf der Rückbank mit, aber in „Mary“ sitzt das Thema nun echt am Fahrersitz.
Im Gegensatz zu „Bad Lieutenant“, wo das Thema ja auch sehr präsent ist und ich gar nicht anders kann, als in Harvey Keitels Kampf gegen sich selbst hineingezogen zu werden (einer der beeindruckendsten/verstörendsten Filme der 90er), lässt mich „Mary“ allerdings oft kalt und sehe ich auch nicht so ganz die Verbindung aus den beiden Storylines um einen Fernsehmoderator (Forest Whitacker, stark) und einen Filmregisseur (Matthew Modine), dessen Bibelverfilmung von wütenden Zuschauerprotesten gesprengt wird (talk about alter ego…). Gegen Ende aber intensiv, ohne dass ich recht den Punkt verstanden habe. (5/10)
Wave (2017, Regie: TJ O’Grady-Peyton, Benjamin Cleary)
Disney+
Ein junger Mann wacht nach einem Unfall aus dem Koma auf – und ist nicht nur der englische Sprache nicht mehr mächtig, sondern spricht als einziger auf der Welt eine komplett ausgebildete, völlig neue, unbekannte Sprache. Da er nicht fähig ist, das alte Sprechen wieder zu erlernen, verfällt er in Einsamkeit und Depressionen bis das Internet zu Klängen von Bowies „Rock n Roll Suicide“ hilft.
Ganz klar wurde mir der Punkt des von Jarvis Cocker erzählten Kurzfilms nicht (man braucht keine Sprache, um Menschen zu erreichen? Nur weil du dich mit jemand unterhalten kannst, ist er nicht dein Soulmate? Internet good? Bowie geil?), aber er ist schön geschnitten, mit Cockers wunderbar trockener Erzählonkel-Stimme unterlegt und endet mit einer very uplifting Montage zu „Rock n Roll Suicide“.
Man kann also sicher schlechtere 13 Minuten auf Disney+ investieren! (6/10)
Snake Eyes ist schon 25 Jahre plus her, dass ich ihn zuletzt gesehen habe. Erinner mich allerdings, dass er damals eine recht zwiespältige Rezeption hervorgerufen hat – vielleicht mal wieder schauen!
Nach „Bad Lieutenant“ ist mein Favorit allerdings immer noch das Debüt „Driller Killer“, darüber hatte ich hier ja auch mal ausführlicher geschrieben. Auch stark in Erinnerung habe ich „Das Begräbnis“.
Und auf meiner drängenderen Watchlist sind noch „Ms 45“ & „The Addiction“.