vonChristian Ihle 21.02.2024

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Sterben (Regie: Matthias Glasner)

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Alter, Alzheimer & Alkoholismus – dass „Sterben“ den harten Willen hat, unter anderem mit diesen funny Themen ernsthaft komisch zu sein und bei aller Komik ernsthaft zu bleiben, macht Matthias Glasners dreistündiges Familienepos zu einem beeindruckenden und alleinstehenden Werk. Verletzungen in Kindheitstagen, Vernachlässigung der Alten und der nicht zu stoppende Verfall von Allem und Jedem, das sind die zentralen Punkte Glasners in „Sterben“. Die Geschichte einer Familie.

Zugleich metadiskutiert Glasner noch Kunst und Kommerz, Ehrlichkeit und Anbiederung – sowie den schmalen Grat dazwischen, den es zu treffen gilt, will man mit hinreichender Ehrlichkeit ein ausreichendes Publikum für seine Herzens- und Geistesthemen erreichen.

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Gerade in der Meta-Kunst-Ebene erinnert Glasner hier (im besten Sinn) an Ruben Östlunds Satiren. In seiner gnadenlosen Zuspitzung der familiären Destruktion wiederum kann man sich hierzulande höchstens noch Oskar Roehler als vergleichbar radikalen Regisseur vorstellen, nur dass Glasner im Gegensatz zu Roehler auf trockenen Witz statt greller Überzeichnung setzt.

Ein harter Film, ein lustiger Film. Aber auch ein verstörender Film, spätestens dann, wenn in der Schlusseinblendung Glasner persönlich wird und er „Sterben“ seiner „Familie, den Lebenden und den Toten“ widmet sowie Hans-Uwe Bauer als „mein Vater“ in den Credits aufführt.
Glasner und Ari Aster („Beau is afraid“), das wäre mal eine Therapiestunde in Überlänge.

Exhuma (Regie: Jang Jae-hyun)

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Eine Schamanin und ein Grabstätten-Feng-Shui-Meister spielen die Hauptrolle in “Exhume” – und dass trotz 140 Minuten Laufzeit sowie allem weiteren Humbug (Geister, Dämonen, japanische Monsterkrieger) der südkoreanische Gespenster-Film durchwegs griffig und mitreißend erzählt ist, macht ihn nur noch erstaunlicher.

Fragt man sich zunächst noch, ob wir hier Trickbetrügern beim schamlosen Ausnutzen von Hilflosen zusieht, wird später klar, dass “Exhuma” alles ernst meint und so auch in einer richtigen Geisterfilm-Konfrontation endet.
Dieser Schluss gehört nicht unbedingt zu den Stärken des Films, aber bis dahin fördert “Exhuma” doch überraschend viel originelle Unterhaltung zu Tage.

My New Friends (Regie: André Téchiné)

Isabelle Huppert ist eine einsame Polizistin mit frisch verstorbenem Gesetzeshüter-Ehemann, in deren Nachbarhaus eine Familie mit ACAB-Künstler einzieht.

André Téchiné verhandelt hier zunächst die interessante Frage, inwieweit eine politisch diametral gegensätzliche Einstellung das Entstehen einer Freundschaft verhindern kann oder sollte, um sich am Ende dann – weniger interessant – auf eine Seite zu schlagen.

 

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