vonChristian Ihle 06.03.2024

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Holger Hiller war als Gründer und Sänger von Palais Schaumburg für eine der ungewöhnlicheren Erfolgsgeschichten der deutschen Musik verantwortlich. Dass gerade der eckige, tricky Sound von Palais Schaumburg in den frühen 80ern populär war, von einem Major-Plattenlabel veröffentlicht wurde und bis nach Großbritannien reiste, ist aus heutiger Sicht kaum zu glauben.
Als wären Palais Schaumburg nicht schon genug Abstract Funk gewesen, orientierte sich Hiller im Folgenden als Solokünstler noch mehr in Richtung Experiment, bastelte aus Sounds und Geräuschen seine Lieder.

Bureau B veröffentlicht nun zum 40jährigen Jubiläum „Ein Bündel Fäulnis in der Grube“, Hillers Solo-Debüts nach seinem Ausstieg bei Palais Schaumburg. Ursprünglich 1983 auf dem Düsseldorfer Szene-Label Ata Tak erschienen, folgte 1984 die internationale Veröffentlichung über Cherry Red Records.

* Die drei besten Punksongs/-singles?

Fällt mir schwer da was rauszupicken. Es geht doch immer um die Bewegung und nicht die Einzelbausteine. Vielleicht…

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„Thief Of Fire“ – the pop group

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„mechanical flattery“ – Lydia Lunch

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„Newtown“ – the slits

* Ein Song, der Dich zum Tanzen bringt?

Kommt auf die Party an.

* Die interessanteste / beste „neue“ Band/Künstler ist?

Ich höre Musik auf Instagram, Bandcamp, Youtube und das „quer durch die Bank“. Ich merke mir nie die Namen. Stars, an denen sich alle abarbeiten gibt es noch. Aber auch das Verschwimmen von Produzent, Autor, Star auf der anderen Seite und Rezipient, Kommentator und Weiterverarbeitung auf der anderen Seite. Und das ist aus meiner Sicht Pop im besten Sinne!

* Deine liebste deutschsprachige Textstelle?

Mutter (die Musikgruppe):

„Es gibt nichts besseres
denn das ist das Leben (2x)
Es gibt etwas dagegen
und es gibt etwas dafür“

* F.S.K., Mittagspause oder DAF – … und warum?

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Mittagspause: Ich fand sie inspirierend.
F.S.K waren zu altklug, DAF hatten sehr gute Musik aber dümmliche Texte.

* Der beste Song über Revolte, Aufruhr und Revolution?

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Wenn man da nur das Pop-Repertoire berücksichtigt:

„Macht Kaputt was euch kaputt macht“ – Ton Steine Scherben….problematischer Song, aber besser als die vielen Illusionen von Subversion (1980er Jahre) oder Diskursanalyse (ab 2000).

und „Working Class Hero“ – John Lennon …nur die letzte Zeile gefällt mir nicht („If you want to be a hero, well, just follow me“. Das ist natürlich Quatsch.)

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* Der beste Song im letzten Jahr?

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Vieles finde ich in Aspekten interessant. Z.B. dass Lana del Rey es schafft, in der ultrakommerziellen Domäne der Top-Charts Songs wie „A&W“ (2023) oder „White Dress“ (2021) mit Texten unterzubringen, die ich als sehr zynisch in Bezug auf ihre eigene Rolle empfinde. Überhaupt finde ich, dass selbst der verhasste Justin Bieber es gelegentlich schafft, seine eigene Rolle zu reflektieren, auch wenn nur gefühlsmäßig und unzureichend – etwa wenn er über seine eigene Einsamkeit singt.

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Man sollte vielleicht berücksichtigen, dass Pop und seine Stars an so einem ganz anderen Ort sind als noch vor einigen Jahrzehnten.

* Der beste Song, den Du je geschrieben / aufgenommen hast?

Mir geht es um die Dynamik, nicht den Song an sich.

* Der beste Film über Musik? Und warum?

Keine Ahnung… aber ich habe einen Buchtipp: Die Autobiografie von Miles Davis. Die Wirklichkeit der Jazz-Szene war schon ziemlich krass, und er schilderte sie ganz aus seiner – problematischen – Sicht ohne aufgesetzte Filter, was ich ganz angenehm fand.

* Die beste deutsche/deutschsprachige Platte?

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„Oben im Eck“ – Holger Hiller

* Die beste Platte aller Zeiten?

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„an electric Storm“ – White Noise (Musikgruppe u.a. mit Delia Derbyshire und David Vorhaus)

„Ein Bündel Fäulnis in der Grube“ ist bereits erschienen

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kommentare

  • Wow, Holger Hiller, lange nichts gehört.
    Das Punk-Song-Setting ist, mit Pop Group, Lydia Lunch, Slits, das beste ever.

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