„Krach“ ist eine starke Reise in die 90er. Der junge Bosnier Gansi spielt in einer Punkband, ist unglücklich verliebt in seine Sängerin, süchtig nach Distinktion (mehrere schöne Tocotronic-Disse inklusive) und mit der Band im klapprigen Bus unterwegs in die JUZe und besetzten Häuser dieses frisch wiedervereinigten Landes.
Die Baseballschlägerjahre, wie die Zeit nach der Wende auch gern mal genannt wird, erleben vor allem bei den Auftritten im Osten fröhliche Auferstehung. Faschos, die Zecken-Häuser belagern, wüste Prügeleien, viel Gesaufe und Zerstörungen. Tijan Sila fängt die Atmosphäre dieser Zeit wunderbar ein und selbst sein Gimmick, seine Figuren in einem manchmal mundartlich gefärbten Sound reden zu lassen, nervt nicht allzusehr („Trainspotting“ it ain’t allerdings).
Ein Coming-Of-Age-Roman, der einen authentischen Punk-Straßen-Spirit atmet.
Favourite Quotes:
* „So ziemlich alle Punks blicken auf eine Zeit zurück, in der sie von Veteranen geknechtet wurden. Leider versuchte niemand mehr, Punk zu werden, zumindest nicht in Calvusberg. Ich hätte gerne jemanden gehabt, auf dem ich rumhacken konnte.“
* „Ich hatte diese „Freunde“, lauter Arschgeigen, in deren Gesellschaft ich mich einsamer fühlte, als wenn ich alleine war. Tom und Ben, Wichser mit Strähnchen, spielten Gitarre und redeten andauernd davon, eine Band zu gründen, ohne dass es jemals den Wunsch in mir erweckt hätte, da mitzumachen. Wie denn auch? Die Typen waren null cool, sie hörten Tocotronic.“
* „The Clash waren die zahnloseste Scheißband aller Zeiten. Sie waren das, was Leute, die Tocotronic hörten, für Punkrock hielten. Folgendes war kein Zufall: The Clash hatten Reggae-Lieder gemacht. Folgendes war auch kein Zufall: The Clash hatten eins ihrer Lieder für einen Levis-Werbespot hergegeben, der derart dämlich gewesen war, dass ihn sogar Phil Collins verarscht hatte. Das musste man erst einmal schaffen, von Phil Collins verarscht zu werden!“
Die Inhaber der T.Rex-Rechte haben auch „20TH CENTURY BOY“ für einen Levis-Spot hergegeben. Fand ich cool.