vonChristian Ihle 29.10.2024

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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THE DANDY WARHOLS & THE BLACK ANGELS
Berlin, Huxley’s 26.09.24

Super Kombi, zwei offensichtlich auch befreundete Psych-Rock-Bands miteinander auf Tour zu schicken (Eintrittspreis mit 50€ allerdings erstaunlich hoch – noch erstaunlicher, dass die Kapazität im Huxleys bei gut 1.700 Besuchern liegt & die Halle damit doppelt so groß wie beim letzten Dandys Konzert in Berlin. Dennoch fast ausverkauft).

Die Black Angels waren solide-gut, Dandy Warhols habe ich schon mal besser gesehen. Entweder hat sich Courtney Taylor-Taylor die Stimme verkracht oder er singt bewusst einfach nicht mehr „pop“, sondern dröhnt vor sich hin. Auch schon beim jüngsten, eher schwachen Album war das zu beklagen.
Nach einem öden ersten Drittel wurde das Konzert ab „I Love You“ deutlich besser, ohne so richtig zu kicken. Erstaunlich viele sind immer noch wegen des einstigen Werbespot-Songs „Bohemian Like You“ da, das eindeutig die größte Publikumsbegeisterung erntete. Zugabe „It’s a Fast-Driving Rave-Up With The Dandy Warhols Sixteen Minutes“ war ein gemeinsamer Jam mit den Black Angels.

DEADLETTER
Berlin, Lido 26.10.24

Die britische Art-Punk-Band Deadletter ist schwer in Schubladen zu stecken. Für einen Post-Punk-Ansatz fehlt ihnen eigentlich die Zackigkeit im Groove, für den großen Indie-Rock die Refrains, für Punk die Schnelligkeit und für Noise-Rock der experimentelle Ansatz. Und doch entwickeln sie vor allem live eine erstaunliche Präsenz, was zu nicht kleinen Teilen auch der Rampensau-Dynamik ihres Frontmanns Zac Lawrence zu verdanken ist, der sich schnell des T-Shirts entledigt um im besten Skinny Lad Style die britische Bühnen-Ästhetik der Nuller Jahre lebendig werden zu lassen. Von Crowdsurfing bis zu hippie-esken „jetzt setzen wir uns alle mal auf den Boden“-Routinen lässt Lawrence nix aus, was Bühnenbretter zum Beben bringen könnte.

GEWALT
Berlin, Rough Trade Shop 24.10.24

Plattenladen-Gig von Gewalt, gelungen angesichts der natürlich schwierigen Umstände. Gerade Gewalt leidet natürlich darunter, wenn Wohnzimmerlautstärke die Ansage ist, was insbesondere für die neuen Schieb-Schieb-Songs wie „Schwarz Schwarz“ gilt, die einfach bollern müssen, um ihre Wirkung zu erzeugen. Bin mal gespannt auf die regulären Gigs der Tour, denn die Setlist war diesmal schon ungewöhnlich, praktisch keine Klassiker. Dennoch auch dank der immer irren Präsenz von Patrick Wagner ein guter Gig.

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kommentare

  • Assoziation bei Rough-Trade-Shop: Mein Besuch im Zensor-Shop / Burkhardt Seiler im Jahr 1980. Großes Ereignis für einen jungen Menschen. Ich kaufte damals SUBTERRANEAN MODERN, The Residents FINGERPRINCE und THIRD REICH’N’ROLL sowie die erste LP von This Heat, soweit ich mich erinnere. Unglaubliche Zeit damals.

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