Mickey 17 (Regie: Bong Joon Ho)
Mickey 17 ist ein ‘Expendable’, ein verzichtbares Mitglied einer Gesellschaft, die sich in die Weiten des Alls aufmacht, um dort aufgrund der nahenden Zerstörung der Erde ein neues Zuhause zu finden. „Nachname“ 17, weil er bereits die 17. Iteration seines Selbst ist, hat diese Zukunft doch das Reproduzieren des Menschen wie in einem 3D-Drucker erfunden.
Bong Joon Ho wirft in seinem ersten Film seit „Parasite“ also einen dystopischen Blick in die Zukunft, aber mit heftigem Augenzwinkern. Mehr noch als in seinem überschätzten „Snowpiercer“ wird „Mickey 17“ zu einer Science-Fiction-Farce, wildestes Overacting von Mark Ruffalo & Toni Collette als Herrscherpaar inbegriffen.
Auch wenn Bong natürlich tolle Bilder findet und knuddelig-gruselige Aliens erschafft, springt dieser groteske Kommentar zu aktuellen Problemen (Umwelt! Politiker! 3D Drucker!) in die falschen Ecken und hat außer ein paar Schmunzlern wenig vorzuweisen.
Es bleibt dabei: abgesehen von „Parasite“ hat Bong noch keinen wirklich überzeugenden Film gedreht.
That Summer in Paris / Le rendez-vous de l’été (F, Valentine Cadic)
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Ein Sommer in Paris, die olympischen Spiele finden statt. Die aus der Normandie stammende Blandine besucht ihre entfremdete Halb-Schwester, verbringt Zeit mit deren Tochter, lernt einen hübschen Security-Guy kennen, wird aus Versehen bei einer Demo verhaftet und taucht im wilden Trubel der Hauptstadt ab. Ein Film des Flanierens, der keine großen Momente benötigt, um seinen impressionistischen Snapshot zu erhählen. Luftig, leicht, spielerisch mit einem Eric Rohmer als sprituellen Vater des Films – und dennoch weit ab von allen Klischees, die diese Worte hervorrufen mögen.
Peter Hujar’s Day (USA, Regie: Ira Sachs)
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Ira Sachs neuer Film beruht auf einem Interview-Transkript, das vom Tagesablauf des New Yorker Fotografen Peter Hujar handelt.
Hujar schläft lang und viel, telefoniert noch mehr und erzählt der vertrauten Interviewerin von seinen Gesprächen mit Susan Sonntag, Williams Burroughs, Allen Ginsberg und vielen mehr. Von Ben Whishaw mit einer schönen Lässigkeit dargestellt, ist gerade die zickige Bitchyness von Hujar zunächst ein erfrischender Spaß. Doch viel fügt Sachs in der Folge dieser visuell perfekten 70s Zeitkapsel nicht zu, so dass sich “Peter Hujar’s Day” in Repetition verliert.