Woo! WU LYF sind zurück!
Wer sich ob meiner Begeisterung übrigens nun fragt:
,Wu Wer?’…
für einen sweeten Sommer vor genau 15 Jahren waren WU LYF die aufregendste Band der Welt.
Auch als im folgenden Jahr dann endlich das Debüt-Album erschien, hatte zwar das mythische Raunen etwas mehr Bodenhaftung bekommen, aber Platz 2 in meinen Alben des Jahres war nur deshalb fällig, weil zeitgleich Ja, Panik mit „DMD KIU LIDT“ die beste Platte der 10er Jahre veröffentlichten.
Also quasi ein Album des Jahres in any other year.
Jetzt hat die Band einige Konzerte angekündigt und wohl auch ein neues Album:
17.04 Manchester, England – TBA
18.04 Manchester, England – TBA
19.04 Manchester, England – TBA
25.05 Brüssel, Belgien- Les Nuits Botanique
19.07 Hyères, Frankreich MIDI Festival
Ich habe mal meine alten Texte über WU LYF herausgesucht – & hier bin ich in vollem NME-Eskalationsmodus im Sommer 2010 (im meines Wissens damals ersten Text über WU LYF in Deutschland?) nach den ersten Internet-Demos der Band, ziemlich genau ein Jahr vor Veröffentlichung des Debüts:

„The Lucifer Youth Foundation (World Unite) are kids that play heavy, lost brothers looking for a place to call home.“
„Das Zeitalter des Internets, das Ende der Rocknroll-Mythen. Das weltweite Netz, ein Totengräber der heimlich getuschelten Information, ein Legendenzerstörer. Und wenn man denkt, keine Band könnte mehr dem ewigen, endlos überhitzten MySpace-Hypemachine-Pitchfork-Build’emup-Knock’emdown-Kreislauf entkommen, sehen wir ein Foto einer handvoll vermummter Jünglinge, die sich WU LYF nennen, keine Nachnamen besitzen und mehr oder minder unaufspürbar scheinen.
Deren MySpace mehr ein Musterbeispiel für Situationismus 2.0 darstellt als eine Musikhörundfankommunizier-Plattform ist. Die keinen Plattenvertrag unterzeichnen und keine Alben veröffentlichen. Die uns misstrauisch machen würden ob der perfekten Inszenierung ihrer selbst als Untergrundmythos. Die aber gleichzeitig die sensationellste Musik des neuen Jahres schreiben – eine so kaum zuvor gehörte Mixtur aus Pop und Underground, aus Hip-Hop-Vorlieben und Einmanngospelinszenierung. Die, kurz, Heavy Pop spielen.
Denn als Ansage bringen die Mancunians gleich noch dank ihres ersten youtube-Videos das Genre mit, dessen Schublade sie sich selbst gezimmert haben. „Heavy Pop“ also. Als hätte jemand aus 100 Meter Entfernung unter Wasser eine Band aufgenommen, die Prince’ „Nothing Compares 2 U“ covert und dabei den jungen Tom Waits als Sänger an Sinead O Connors statt ins „Studio“ zerrte. Dann: „Such A Sad Puppy Dog“, zwei Minuten Einmanngospel bis ohne Vorwarnung 2Pac mit „Shorty Wanna Be A Thug“ das Lied in Geiselhaft nimmt. WTF? WU LYF!
WU LYF – ein Akronym für, wartet, World Unite Lucifer Youth Foundation – nennt sich die Band nun, zuvor firmierten sie als Vagina Wolf. Unter diesem Namen ist im Netz ein auf 2008 datierter Song zu finden, der dann dann auch den Skeptiker in uns beruhigt – WU LYF sind also nicht perfekt in die Welt getreten, sondern haben sich offensichtlich auch erst aus einer belangloseren Bombay-Bicycle-Club-Indiehülle schälen müssen, bevor sie ihre erste EP für 50 Pfund pro Stück verkaufen konnten. Gab ja auch nur 14 Exemplare, was man mal zurecht „limited edition“ nennen darf. Auch hier wieder: keine Ahnung ob das nun wirklich zutrifft, aber jede Wette, dass kein WU LYF – Text im nächsten Halbjahr ohne diese Information auskommen wird.
“I think WU LYF are the best band I’ve seen in 8 years, since…The Libertines. But they’re not really very commercial – they’re like a Godspeed You Black Emperor, or a Jesus & The Mary Chain…at the moment I can’t see them being a massive seller or an Arcade Fire type band. Well, maybe they will, but I’m not sure it’s what they want. In any case, their story is fascinating and I like the fact they’re not doing things the normal way.”
(Der britische Pop-Journalist und NME-Schreiber Matt Wilkinson nach dem ersten Auftritt von WU LYF außerhalb Englands beim französischen MIDI-Festival letztes Wochenende)
Die Brillanz und willfährige Perversität, mit der auf der Medienklaviatur gespielt wird, mag an Bill Drummond erinnern, aber Manager (oder „War God“, wie die Band selbst diese Position betitelt) ist Warren Bramley, ein ehemaliger Mann von Factory Records, der größten Legende unter allen Indie-Labels dieser Welt. So gilt das Credo von Warren Bramleys Marketing-Agentur auch für WU LYF:
“We don’t want to be the biggest, that’s boring; we want to be the best.”