Banger (2025, So-Me)
Der Film „Banger“ ist ein französischer Musik-Thriller & handelt von einem DJ, der die Chance auf ein Comeback sieht, während er seinen Rivalen anschwärzt
Ein Undercover-Krimi in der Techno-Szene mit Vincent Cassel als abgehalfterter DJ-Legende auf der Suche nach einem Ganoven – und dem letzten Banger (Score und Hits des Films sind übrigens von 2 Many DJs geschrieben worden).
Klingt als Prämisse leider besser als die Umsetzung. Cassel sieht zwar sehr real drei Tage durch aus, spielt aber – wie der Rest des Flitzpiepen-Ensembles – hart auf Speed, so dass „Banger“ immer mehr Comedy als Krimi ist. Allerdings auch so konfus erzählt, dass man selten versteht, warum jetzt hier gleichzeitig ein Hit geschrieben werden muss, während andererseits halt geundercovered wird.
Nimmt sich selbst nicht ernst, warum sollte man es denn als Zuschauer tun? (5/10)
Magpie (2024, Sam Yates)
Das Leben eines Ehepaars wird auf den Kopf gestellt, als ihre Tochter an der Seite eines umstrittenen Hauptdarstellers besetzt wird.
Ein als Thrillerchen verkleidetes Ehedrama, das so schwarz/weiß zeichnet, dass aber auch jede Zweideutigkeit und zwischen-den-Zeilen-sprechen verloren geht. Dass das Drehbuch am Ende wenigstens noch einen kleinen Twist bereit hält, rettet „Magpie“ vor kompletter Ärgerlichkeit, aber insgesamt schon schwer zu ertragen.
Daisy „Rey“ Ridley macht mit ihrem hölzernen Spiel alles auch nicht besser, da hat der bei Temu bestellte Jason-Momoa-Ersatz namens Shazad Latif wenigstens noch etwas mehr Präsenz, auch wenn er in einer wirklich undankbaren Rolle als toxisches Arschloch nicht viel reißen kann. (4/10)
Hypnotic (2023, Robert Rodriguez)
Ein Polizist untersucht ein Geheimnis, in das seine verschwundene Tochter und ein geheimes Regierungsprogramm verwickelt sind.
Der dumpfe kleine Bruder von „Inception“, nur mit a) weniger visuellem Fetz, b) ärgerem Unsinn und c) Ben Affleck.
Sein großer, gut mittig enthüllter Twist begründet zwar im Nachhinein manchen Quatsch der ersten Hälfte, entbindet den Film aber nicht des völlig beliebigen Endes, das sich ja in der Logik des Films auch an jedem anderen Moment der Spielzeit vorher bereits ereignen könnte. (4/10)
Dead Man Walking (1995, Tim Robbins)
Der zum Tode verurteilte Häftling Matthew Poncelet (Sean Penn) warten schon seit sechs Jahren auf seine Urteilsvollstreckung. In einem Brief bittet er die eher unkonventionelle Nonne Schwester Helen Prejean (Susan Sarandon) um Hilfe…
Leidet etwas an seinem 90ies-Look, aber lässt in seiner stärkeren zweiten Hälfte diese Fernsehoptik vergessen. Was mir gefällt: dass sich „Dead Man Walking“ sein Pladoyer gegen die Todesstrafe nicht zu leicht macht, sondern den zum Tode Verurteilten als den Racist & Rapist darstellt, der auch eine Strafe verdient hat.
Sean Penns Spiel ist angenehm nuanciert, er stattet seinen Charakter mit einer gewissen Redneck-Rockabilly-Faszination aus, verfällt aber nicht in zu arges Klisches. Er spielt immer noch einen Menschen, nicht „das Böse“. Dass in jenem Jahr Nicolas Cage für „Leaving Las Vegas“ den Oscar mit nach Hause nahm, muss ihn damals sicher gegrämt haben. Ich persönlich finde Penns Spiel auch stärker als Susan Sarandons, die 1996 den Academy Award als beste Darstellerin gewann – allerdings ist auch dort interessant zu vermerken, dass Sarandon eine Rolle des Zuhörens spielt, mehr die Leinwand ist, auf der Penn sein eigenes Spiel malt. (6/10)
Exorcist: The Beginning (2004, Renny Harlin)
Das Prequel: Der Film handelt von der ersten Begegnung Pater Lancaster Merrins mit einer dämonischen Macht in Afrika. Er wird später den Exorzismus durchführen, der im ersten Film der Reihe gezeigt wird.
Renny Harlins „Exorzist: Der Anfang“ ist ein Paradebeispiel für die alte Frage von Roger-Ebert-Kumpel Gene Siskel, ob eine Dokumentation über die Produktion des Films nicht am Ende interessanter gewesen wäre als der Spielfilm selbst.
Diese späte Exorzist-Fortsetzung wurde zunächst vom alten New Hollywood – Auteur Paul Schrader gedreht, aber wegen zu wenig Schock in den Giftschrank verbannt, woraufhin der dank „Cliffhanger“ und „Stirb Langsam 2“ Blut, Krach und Schreck gestählte Finne Harlin den Cast übernahm und mehr oder weniger den Film noch einmal neu drehte. Der Treppenwitz: Harlins Version floppte völlig, die Produktionsfirma kramte Schraders Edit für eine verspätete Veröffentlichung doch noch einmal raus – Treppenwitz vom Treppenwitz – die ebenso wenig reüssierte.
Alles schlecht also im Teufelsaustreiber-Reich? Bei Harlins Version kann man immerhin einen soliden Stellan Skarsgård in der Hauptrolle preisen und einige schön große, mythische Aufnahmen schauen, gerade zu Beginn. Was Harlin allerdings völlig misslingt, ist der große Endkampf, also der Exorzismus selbst, der in einer dunklen Höhle spielt und bei allen Referenzen an den Original-Exorzist wirklich nie Verstörung, Grusel oder gar Spannung erzeugt.(4/10)
Nickel Boys (2024, RaMell Ross)
Nickel Boys erzählt von der Freundschaft zweier junger Afroamerikaner, die sich in einer Besserungsanstalt in Florida kennenlernen.
Auf der einen Seite ja lobenswert, einen Film über Rassismus im Jugendknast stilistisch aus den Grenzen seines Genres lösen zu wollen und einen ungewöhnlichen Kniff – der ganze Film wird aus dem subjektiven Kamerablicks seiner beiden Charaktere erzählt – durchzuziehen, aber erstens ist dieser Doppel-POV für mich auch oft genug verwirrend gewesen, wessen Geschichte ich nun gerade sehe, und zweitens die Bildsprache generell zu „poetisch“, um den Härten seiner Geschichte gerecht zu werden. Kann mir gut vorstellen, dass „Nickel Boys“ für andere meisterwerklich ist, mir fehlt aber jeder emotionale Zugang. (5/10)
ACAB : All Cops Are Bastards (2012, Regie: Stefano Sollima)
Die Bereitschaftspolizisten einer italienischen Elitetruppe halten zusammen und schützen einander auch bei Fehlverhalten durch fehlerhafte Berichte. Erst als der Sohn eines Einsatzleiters in die rechtsextreme Szene gerät und gleichzeitig ein Neuling in der Truppe Mut zur Wahrheit zeigen möchte, gerät alles ins Wanken.
Vor dem ziemlich starken „Suburra“ (2015) und dem eher ruhigen „Adagio“ (2023) befasste sich Stefano Sollima bereits 2012 in „ACAB“ mit seinem Lieblingsthema Crime & Polizei. Hier ist der Fokus auf einer Cop-Einheit, die zuweilen etwas klischeebeladen die üblichen Säckchen (Allmachtsfantasien, Eheprobleme, Rassismus) mit sicher herumträgt.
Was man kritisieren könnte, macht andererseits „ACAB“ auch interessant: so recht weiß Sollima und sein Drehbuch nicht, wie es sich politisch positionieren will. Ist man nun für den starken Staat oder dagegen? Treten Law&Order-Guys am liebsten nach unten oder schützen sie die Minderheit von – zum Beispiel – noch weiter rechts außen? Hier findet „ACAB“ keine konsistente Stimme, aber das macht ihn vielleicht auch realistischer, weniger propagandistisch.
Bonuspunkt für die überraschend starke Musikauswahl: White Stripes, Joy Division, Chemical Brothers, Kasabian, Pixies… und eine wunderbare Spontan-Pogo-Szene in den Gängen eines Gerichtssaals zu „Police On My Back“ von The Clash, wenn ein Polizist nach Schlägerei mit einem Hooligan doch noch freigesprochen wird. (6/10)
Spider Baby (1967, Jack Hill)
Virginia, Elizabeth und Ralph sind die jüngsten Nachkommen der Merryes und leben zusammen mit ihrem Chauffeur Bruno im verwahrlosten Anwesen der Familie. Sie leiden an einer seltenen Erbkrankheit, welche eine Rückentwicklung zu entmenschlichter Wildheit und Kannibalismus verursacht.
Ein sehr stranger Horrorfilm, der wie eine Mischung aus Addams Family und Texas Chainsaw Massacre spielt. Ich würde einiges Geld darauf setzen, dass Rob Zombie „Spider Baby“ mehr als einmal gesehen hat.
Trotz der guten Atmosphäre, die der spätere „Coffy“ & „Foxy Brown“-Regisseur Jack Hill hier mit sehr wenig Geld (65.000$ Budget) erzeugt, leidet sein filmisches Spinnenbaby aber daran, dass weder der Grusel-Aspekt im Suspense-Sinn funktioniert noch die Überdrehtheit in Comedy überführt wird. (5/10)
Ja, das kann man sicher so sehen. War auch ein bisschen mein eigener Einwurf gegen meine eigene Argumentation, dass sie als „Zuhörerin“ die Leinwand bereitet.