Pulp – Grown Ups
Auf dem überraschend guten Comeback-Album von Pulp ist „Grown Ups“ neben der Leadsingle „Spike Island“ der herausragende Song. Ein Text, der trademark Jarvis ist (wer sonst verwendet 2025 (oder 1995!) ein Wort wie „knickers“ erfolgreich in Lyrics? „Playing all night to get in somebody’s Knickers“) und mit der Weisheit des nun erreichten Alters auf die Jugend und das nie-erwachsen-werden-wollen zurückschaut. Youth is wasted on the young.
Falls das gerade veröffentlichte Album „More“ also wirklich das letzte Lebenszeichen von Pulp gewesen sein sollte, es war, wie es in „Grown Ups“ so schön heißt: „one last sunset, one final blaze of glory“.
Supermodel* – I Used To Live In England
So starke LCD Soundsystem „Losing My Edge“-Vibes habe ich lange nicht mehr gefühlt!
Der US-Amerikaner Frankie Beanie erzählt auf der Debütsingle seines Projekts ’supermodel*‘ über einem trockenen, aber funky Post-Punk-Sound von den kulturellen Unterschieden der beiden Länder. Man will sofort nach England ziehen, um in Amerika davon berichten zu können!
Kronos Quartet + The Hard Rain Collective EP
Höre schon den ganzen Tag die beiden „A Hard Rain’s A-Gonna Fall“-Versionen des Kronos Quartet. Ein Dylan-Cover zum 80. Jahrestag des Atombombenabwurfs.
‚Version 1‘ könnte man als Avantgarde-Folk bezeichnen, ‚Version 2 (Drone)‘ ist noch weirder, Spoken Word über Violinenmassaker.
Mit Iggy Pop, Sleaford Mods, Laurie Anderson, Tom Morello, Magnetic Fields, Ringo Starr & Willie Nelson (neben vielen anderen) am Mikrofon. DAS ist mal ne Gästeliste! (Bandcamp-Link)
Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen – Ich geh lieber allein
Einen schönen Twist auf das wohl berühmteste Fußballstadionlied aller Zeiten (nein, nicht „Seven Nation Army“ oder „Freed From Desire“!) haben die Liga der gewöhnlichen Gentlemen auf ihrem neuen, natürlich wieder empfehlenswerten Album getextet. Dort besingt Carsten Friedrichs die Liverpool-Hymne „You’ll Never Walk Alone“, fragt aber aus alter Indie-Perspektive: will man eigentlich mit allen mitgehen? Wo ist der Distinktionsgewinn? Deshalb:
Durch die Straße wo ich wohn
Schalt ‚You’ll never walk alone‘
Das könnt auch eine Drohung sein
Denn ich, ich geh lieber allein
Das klingt doch nach Enge, das klingt nach Gedränge
Und ich wäre nur ein Gesicht in der Menge
Das möchte ich lieber nicht sein
Und ich, ich geh daher allein
Der Nino Aus Wien – Wilde Zeit EP
Klar, ein Jahr ohne neuen Nino-Release ist ja praktisch unvorstellbar. Und wenn schon kein ganzes Album erscheint, veröffentlicht der Wiener nun zumindest eine EP mit vier brandneuen Songs, die schön quer durch die Nino-Welt reisen. Titelsong „Wilde Zeit“ erinnert an seine autobiographischen, mehr indierockgetriebenen Songs wie „Praterlied“, in „Die Sucht is a Hund“ wirft er im Wienerlied-Style einen Blick auf verschiedenste Süchtler (Objekte der Begierde: Schoki, Tschick, Medizin, Wein), doch mein persönlicher Favorit ist „Jännereis“, dessen Refrain auch auf seinem selbstbetitelten Album von 2018 neben Liedern wie „Bevor du schläfst“ einen guten Platz gefunden hätte.