28 Years Later (2025, Regie: Danny Boyle)
im Kino oder zur Leihe
Zwei Genres, deren ich dank ihrer Ubiquität in den letzten Jahren wirklich überdrüssig geworden bin: der Zombie-Horror und das Wilderness-Dystopie-Drama. Umso überraschender, dass Danny Boyle mit seiner späten „28 Days Later“-Wiederkehr genau diese beiden Nischen mit so viel Frische bespielt.
„28 Years Later“ ist nicht nur Boyles bester Film seit, nun ja, „28 Days Later“, sondern auch der beste Zombie-Film seit vielen vielen Jahren. Boyle gelingt meisterlich die Gleichzeitigkeit zwischen Horror-Szenen und introspektiven Momenten, die genug Luft lassen, um eine Ahnung vom Leben in dieser Welt zu vermitteln. Gepaart mit einem wirklich mitreissenden Soundtrack durch Young Fathers und etlichen überraschenden, visuell faszinierenden Einstellungen ist „28 Years Later“ so viel besser als erwartet – hier fällt mir wirklich nur George Millers späte „Mad Max“-Weitererzählung ein, die ähnlich brillant an ein lange in der Vergangenheit liegende Vorlage anknüpft. (8/10)
Weapons (2025, Regie: Zach Cregger)
im Kino oder zur Leihe
„Weapons“ ist ein wirklich rätselhafter Film, der auch komplett gegen meine Erwartungen gespielt hat. Liest man die Kurzzusammenfassung oder sieht den Trailer, erwartet man einen recht straighten Horrorfilm, doch wie schon in seinem (sehr guten!) Vorgänger „Barbarian“ sieht Zach Cregger gar nicht ein, sich an irgendwelche Konventionen zu halten.
„Weapons“ hat sicherlich etliche Horrorelemente, Gore und Spannung, aber ist andererseits auch augenzwinkernd, ohne ironisch zu sein, und mit Witz, ohne lustig zu sein. Ich habe bis jetzt noch keine Idee, was der Titel bedeuten soll, der in einer absurden Traumsequenz seinen einzigen Bezug im Film findet.
Cregger erinnert an Jordan Peele, der auch Horrorelemente als Framework nimmt, um seine eigenen Geschichten zu erzählen. „Weapons“ nähester Schwesterfilm ist dann auch Peeles „Nope“, allerdings überzeugt mich Cregger deutlich mehr darin, wie er seine disparaten Bestandteile zusammenbringt und sich nicht ganz so sehr im Nebenher verliert wie Peele zuweilen.
Dass „Weapons“ auch noch so ein Smash-Hit wurde (nach 3 Wochen bereits 115 Mio $ Einspiel), gibt einem ja fast den Glauben zurück, dass es noch einen Platz für originelle Filme in den Multiplexen dieser Welt gibt! (7/10)
Heads of State (2025, Regie: Ilya Naishuller)
auf amazon prime
Wie so oft in Actionfilmen – und noch häufiger in jenen mit komödiantischem Touch – ist ein Hinterfragen der Sinnhaftigkeit vergebene Liebesmüh und das gilt für „Heads Of State“ gleich dreimal.
Dieser äußerst elaborierte Plot, aufgrund dessen die USA aus der NATO austreten können (wollen? müssen?), wäre ja eh schon überflüssig (wie die reale Welt leider gerade gut beweist), aber selbst innerhalb des Films habe ich irgendwann nicht mehr verstanden, was denn nun der Waffenhändler/Warlord damit zu tun hat.
Naja, es ist auch wirklich egal, dafür kabbeln sich Idris Elba und John Cena als britischer Premier respektive amerikanischer Präsident schön durch die Chose und hat Ilja Naischuller einige herrlich absurde Action-Setpieces orchestriert, wenn man über deren CGI-Overkill hinwegsehen kann. Dazu noch ein paar absurde, aber umso mehr in die Vollen gehenden Needledrops und „Heads Of State“ ist immerhin unterhaltsamer als die meisten Produkte der Netflix-Konkurrenz. (5/10)
Five Nights at Freddy’s (2023, Regie: Emma Tammi)
auf amazon prime
Etwas verblüffend großer Erfolg (137 Mio Einspiel, #19 erfolgreichste Filme des Jahres) in den USA für diesen doch recht schnell auserzählten Horrorfilm. Offensichtlich ist die zugrunde liegende Spielereihe verantwortlich dafür, denn als alleinstehender Film ist der Charme doch begrenzt. „Five Nights At Freddys“ erzählt die alte Geschichte eines verlassenen Funhouses zum xten Mal. (4/10)
Die Verdammten der Pariser Kommune (2021, Regie: Raphaël Meyssan)
arte mediathek
Interessanter Ansatz: „Die Verdammten der Pariser Kommune“ wird als Zeichentrick im Stil von Radierungen und Stiftzeichnungen der damaligen Zeit erzählt.
Am Ende durchaus auch rührend, wenn sich die Leichenberge türmen und die Hoffnung auf eine Weltgestaltung von Unten endgültig niedergeschlagen wird. Allerdings auch etwas tendenziös erzählt und in Teilen werden historische Entscheidungen, insbesondere auf der „Gegenseite“ zu wenig begründet, was wiederum den Argumenten der Pro-Seite etwas Kraft nimmt. (6/10)
Berlin Nobody (2024, Regie: Jordan Scott)
auf amazon prime
Ein von (Ridley-Tochter) Jordan Scott gedrehter Sektenkult-Thriller in Berlin, der Sophie Rois und Jonas Dassler neben Ex-„Hulk“ Eric Bana stellt.
Nach ganz ordentlichem Beginn, der glaubwürdig aus amerikanischer Teenie-Perspektive den kaputten Reiz des darken Berlins transportiert, wird die Geschichte aber so überkandidelt und in sich unlogisch, dass ich das Endgame der Sekte wirklich nicht mehr verstanden habe. (4/10)
Brennende Betten (1988, Regie: Pia Frankenberg)
auf mubi
Akute Wohnungsnot und ständige Schlitzohrigkeit führen Gina (Regisseurin & Autorin Pia Frankenberg selbst) und Harry (Ian Dury. Ja, der Ian Dury) in eine Zufalls-WG, in der der eine ständig irgendwelche rätselhafte Experimente mit Feuer und Wasser macht, die andere sich durch die halbe Hansestadt vögelt. Natürlich finden die beiden sich zunächst unausstehlich und in der Folge zueinander.
„Brennende Betten“ ist ein unkonventioneller Twist auf das RomCom-Genre, das nicht nur dank Ian Dury den Geist des Untergrunds atmet und mindestens eine „Scheiß drauf, wir leben jetzt“-Attitude verinnerlicht hat.
Im Vergleich zu Pia Frankenbergs tollem Eine-Nacht-in-Berlin-Film „Nie wieder schlafen – Nie wieder zurück“ (1992) allerdings auch etwas zu oft auf der quatschigen Seite, so dass diesmal die emotionalen Haken nicht richtig sitzen wollen. (5/10)
Reality+ (2014, Regie: Coralie Fargeat)
auf mubi
Wem die Black-Mirror-Folgen ausgehen, bitte hier entlang. Ein zwanzigminütiger Sci-Fi-Short von Coralie Fargeat, zehn Jahre vor „Substance“. Einige der visuellen Ideen aus ihrem großen Durchbruchsfilm kann man auch hier bereits entdecken, nur dass „Reality+“ unerwartet meet-cute endet statt in Dorian-Gray-Destruktion. (6/10)
Totally F***ed Up (1993, Regie: Gregg Araki)
auf mubi
Ein früher Gregg Araki, stilistisch zwischen Godard und Bruce LaBruce mit 90s Punk-Slacker-Attitude.
Der Film-Untertitel „More Teen Angst In 15 Random Celluloid Fragments“ beschreibt das Erlebnis von „Totally Fucked Up“ besser als es jede Kritik könnte. Mit einfachen Mitteln aber viel Stilwillen gelingen ihm hier Snapshots aus dem Leben queerer Teenager auf der Suche nach irgendeinem Sinn. (7/10)