vonLeisz Shernhart 28.09.2022

Poetik des Postfaktischen

Zu viel Form für zu wenig Inhalt: Zur Rolle des Kulturschaffenden in der postfaktischen Gesellschaft. Betrachtungen ohne abschließende Bewertung.

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Achilles, Held von Troja, wahrer Künstler, inszeniert die Welt, doch niemand interessiert sich
dafür. Dabei hat er sich so viel Mühe gegeben. Vor Weltwissen und Überzeitlichem, vor
interkultureller Conditio Humana strotzen seine Texte, doch kein Mensch schert sich darum.
Rot glühend vor Zorn schleudert der Künstler der Welt den samtbezogenen Fehdehandschuh
vor die Füße, gleich dem Prinzen von Phtia dem Herrscher von Mykene. Was soll dies denn?
Was verspricht er sich davon? Wer schreibt, kann verlieren, wer nicht schreibt, hat längst
versagt, sagt er sich und kommt sich dabei klug vor. Unbesiegbar, unantastbar ist sein
Nimbus, doch verletzlich sind seine Verse. Vor das Los gestellt, wird Achilleus jederzeit ein
kurzes, aber ruhmreiches, der Feder gewidmetes Leben vor einem langen gewöhnlichen und
bürgerlichen Dasein begünstigen. Diese Begebenheit wird als „Zorn des Achilleus“ in der Ilias
des Homer besungen. „Mit Fug und Recht“, behauptet der Sardinenmann und fasst sich an
die Denkerstirn.

 

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