vonLeisz Shernhart 28.04.2024

Poetik des Postfaktischen

Zu viel Form für zu wenig Inhalt: Zur Rolle des Kulturschaffenden in der postfaktischen Gesellschaft. Betrachtungen ohne abschließende Bewertung.

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Ein fader Beigeschmack bleibt hängen. Fasrige Fetzen kleben in einem verwahrlosten Denkzwischenraum. Der muffige Duft des Durchschnitts durchmischt sich mit der Gewissheit: Ich habe mein Mojo verloren! Sicherlich ist es mir diffundiert. Ein Plastikverschluss der braunen Apothekerflasche ist offensichtlich permeabel. Wahrgenommen wurde das nicht. Verstaubt steht die Flasche im schäbigen Schrank. Das Mojo hat sich verflüchtigt. Den Fortbestand einer traurigen Existenz bedingt das Fortdauern des Schreibens. Fiebrig füllt sich die Lunge mit Atem. Eine kurze Ahnung von Freiheit. Durch den Zahndamm strömt ein Zug von frischer, klarer Einfallsluft. Der von bürgerlichen Pflichten korsettierte Brustkorb hebt und senkt sich, senkt und hebt sich wieder von vorn. Der Erstickungstod scheint abgewendet. Für einen bangen Moment sind die Ketten gesprengt. Geschmiedet sind diese Ketten aus Angst. Der Zweifel schwingt seinen schläfrigen Amboss und fällt auf den glühenden Schaft der Verzweiflung, während die Esse im zischenden Lächeln ertrinkt. Ein mittelmäßiges Feuerchen beleuchtet im fahlen Schein die stumpfsinnigen spröden einzelnen Glieder. Es wäre nicht schwer, diese Kette zu lösen, denn das Schreiben lässt stets die Antwort der Frage auf den Fuße folgen. Doch ohne das Mojo bleibt alles vergebens. Wo ist es hin?

 

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